Montag, 9. Oktober 2017

Grüezi aus Züri!



FC Zürich vs. FC Lugano 3:0 (01.10.2017)

Trostlose Schüssel
Aufgrund eines beruflichen Termins am 02.10 führte mich die Rückreise nach dem Augsburgspiel nicht zurück ins Ruhrgebiet, sondern über den Zwischenstopp Ulm nach Zürich. Die Zugfahrt wurde dank guter Ratschläge Holgers so geplant, dass ich am Sonntagnachmittag noch einen ganz besonderen fußballerischen Leckerbissen auf dem Tagesmenü hatte: 1. Schweizer Liga, FC Zürich gegen den FC Lugano im altehrwüdigen Letzigrund-Stadion. Nachdem ich mittags flugs im Hotel eingecheckt hatte, machte ich mich bei ansprechendem Wetter gemütlich auf den 45minütigen Fußmarsch zum Stadion. Zürich ist in der Tat eine sehr schöne Stadt, auch wenn im Stadionumfeld die ein oder andere Bausünde in den 70er Jahren hochgezogen wurde. Im Gegensatz zu Deutschland und insbesondere zum Ruhrgebiet fristet der Fußball zumindest in Zürich ein Nischendasein. Obwohl die Mannschaft gut aus den Startlöchern gekommen ist und sich in der Spitzengruppe festgesetzt hat, sah man in der Innenstadt nirgends ein Zeichen des bevorstehenden Spiels. Keine Trikots, keine Fahnen – nichts. Erst wenige hundert Meter vom Stadion entfernt tauchten die ersten Fans auf. Ich schloss mich dem kleinen Trott an und folgte diesem zum Letzigrund. Von außen ist das Stadion eine riesige Enttäuschung. Rostrote Eisenzäune umgaben die kleine Schüssel, viel trostloser kann es nicht sein

 
Ich holte mir an der Tageskasse eine Stehplatzkarte für schlanke 25CHF und machte mich auf die Suche nach der obligatorischen Brat. Nach kurzer Suche fand ich einen Stand, der sowohl Würstchen als auch Bierchen offerierte. Der Bestellvorgang gestaltete sich jedoch zu einer unerwartet großen Herausforderung, da die junge Dame hinterm Tresen ausschließlich Schwyzerdütsch sprach. Und so verging die ein oder andere Minute, um mir zu erklären, dass sie den Euroschein 1:1 umrechnen und mit in Franken und Rappen rausgeben würde. Eine weitere Minute verbrachten wir bei der Frage, ob ich eine braune oder weiße Brat haben wolle. Ich hätte es wohl besser in Englisch versuchen sollen. Kostenpunkte für Pils und Bratwurst jeweils 7 CHF – Halleluja 😊! Bei der Eingangskontrolle fiel mir auf, wie lax diese verlief, eine Leibesvisitation fand gar nicht erst statt. Von innen war das Stadion dann keine riesige Enttäuschung mehr, sondern „nur“ noch eine große Enttäuschung. Ich wusste ja, dass es eigentlich ein Leichtathletikstadion ist, aber irgendwie hatte ich trotzdem etwas Anderes erwartet. Es hatte nichts, was einem in Erinnerung bleiben wird. 


Im Stehplatzblock suchte ich mir ein Plätzchen ganz außen und kam schnell mit einigen Schweizern und ausgewanderten Deutschen ins Gespräch, die dort ihren Stammplatz hatten. Durchweg nette Jungs mit denen man sich super unterhalten konnte. Der Letzigrund war insgesamt dürftig besetzt, nur 9.272 zahlende Zuschauer nahmen Platz, was aber ziemlich genau dem Schnitt entspricht. Das Spiel selbst war auf überschaubarem Niveau, immerhin spielte der Tabellenletzte zur Freude des 24 Personen zählenden Auswärtsmobs aus Lugano frech nach vorn. Highlights waren das 2:0 durch Michael Frey (mit Schmackes in den Giebel!) und das 3:0 durch Pierre-Michel Jagne, nach „unwiderstehlichem“ Solo über links außen. Der Gute hat einen Antritt wie ein Güterzug, der Verteidiger Luganos jedoch wie ein Öltanker. Dieses Schneckenrennen war allein schon das Eintrittsgeld wert!
Positiv zu erwähnen ist das dortigen Liedgut. Die Ultras des „FC Züri“ haben ein großes Repertoire an Liedern, aber auch hier zu meinem Leidwesen natürlich Schwyzerdütsch. Bemerkenswert außerdem der Graskonsum auf der Tribüne. Über und unter mir, rechts und links – man kam sich vor wie in Amsterdam. Ob jung oder alt, es wurde gequarzt, was das Zeug hält. Indirektes Kiffen olè!
Insgesamt ein schöner Nachmittag. Im Vergleich zu Deutschland erfrischend bodenständig. Mit „kein Zwanni für’n Steher“ kommt man allerdings in der Schweiz erwartungsgemäß nicht weit 😉


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Schwarzgelbe Grüße von
:Basse


Freitag, 6. Oktober 2017

Und ab die Puppenkiste!



Augsburg vs. Borussia Dortmund 0:2 (30.09.2017)


Als letztes Spiel vor der Länderspielpause spendierte uns der Spielplan eine lange Auswärtstour nach Augsburg. Während Holger und Eva mit ihren beiden Hooligans bereits am Freitag nach Bayern aufbrachen und sich von der Augsburger Puppenkiste unterhalten ließen, klingelte für mich um 05:45 der Wecker, denn eine fast sechsstündige Bahnfahrt stand noch bevor. Der erste Zwischenhalt hieß Köln, inkl. 40min Aufenthalt im "Kölsch-Treff" des Hbf. Der Wirt war gerade noch dabei die Schaufensterscheiben beiseite zu schieben, da saß der geborene Sauerländer ganz klischeehaft schon ungeduldig am Tresen und wartete auf den Fassanstich. Dieser sollte nicht lange auf sich warten lassen, ebenso wie die erste Kneipenbekanntschaften. Vier Mitglieder der Wilden Horde, die die Nacht noch nicht hinter sich wussten, torkelten in die Bierbude und begrüßten mich ob der schwarzgelben Farben überschwänglich. Für die kommenden 30min hagelte es nun Freibier! Kurz vor 09 Uhr ging es dann weiter in den Süden. Die üblichen Boardbistrobekannschaften sorgten für eine kurzweilige Fahrt. Da ich am Montag einen beruflichen Termin in Zürich hatte, musste ich erstmal Ruck- und Kleidersack in einem Schließfach deponieren, was gar nicht so einfach war. Aufgrund der Augsburger Nähe zu München (Oktoberfest) waren neben Hotelzimmern auch Schließfächer rar gesät, aber nach langer Suche hatte ich dann doch noch Glück.
Kurz darauf konnte sich die schwarzgelbe Reisegruppe vervollständigen und Eva, Holger nebst Mats und Lars machten sich mit mir auf den Weg ins Stadion. Ärgerlicherweise ließ mich die Arbeit auch am Samstagmittag nicht los, da ein wichtiges Projekt am nächsten Tag online ging und der Kunde ziemlich nervös war. Anstatt mich also von Fam. Plexnies/Tamoschus zu verabschieden (die vier hatten Sitzplätze) musste ich mit dem Kunden telefonieren. Es sollte nicht das letzte Gespräch an diesem Nachmittag geblieben sein…
Just in time erreichte ich den Stehplatzblock, wenig später ließ es Jarmolenko auch schon wunderschön klingeln. Den folgenden Ausgleichstreffer von Caiyubi konnte man übrigens im Stadion schon 10sek früher kommen sehen, so blank war unsere rechte Abwehrschwinge. Kurz geschüttelt, ging unser BVB wieder zur Abteilung Attacke über. Aber nicht nur der BVB schüttelte sich, die Quäke in meiner Hosentasche tat es der Mannschaft gleich. Der Kunde am Apparat, man bat um eine dringende Telefonkonferenz. Samstagnachmittag, 15:45 Uhr und ich Stand unter der Tribüne und führte ein Kundengespräch. Es herrschte erstmal große Heiterkeit an den anderen Enden der Leitungen, verrieten doch die eindeutigen Hintergrundgeräusche meinen aktuellen Standort. Und so begab es sich, dass die Gesprächspartner Ohrenzeuge wurden wie Shinji das Leder astrein in den Giebel streichelte :) Die zweite Halbzeit war dann fußballerisch gar nix von unseren Jungs, aber mit Glück wurde das Ergebnis nach Hause geschaukelt.
Nachdem Spiel ging es wieder zusammen in die Stadt, ich musste mich jedoch direkt auf den Weg nach Ulm machen, wo ich mir ein Hotelzimmer für die folgende Nacht genommen hatte. Das ranzige „Economy-Hotel“ ist allerdings nicht weiterzuempfehlen. Immerhin war der Piccolo am Getränkeautomaten mutmaßlich billiger als im „Lolita-Club“ nebenan…





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Schwarzgelbe Grüße von
:

Eva, Holger, Mats, Lars & Basse