Donnerstag, 27. Oktober 2011

Das Mythos kehrt zurück

Am Dienstag, 18.10.11, brach unsere Reisegruppe Richtung Athen auf. Von ursprünglich 5 Schwatzgelben, die die Reise inklusive Karten antreten wollten, sind letztlich nur 3 übrig geblieben: Basse, Marcel und ich. Anreisen wollten alle ursprünglich am Spieltag (19.10.). Während Manuel und sein Kumpel den Kurztripp noch bis Sonntag ausdehnen wollten, wollten wir 3 bereits am Donnerstagnachmittag wieder zurück. Nachdem wir unsere Tickets jedoch sicher hatten, entschlossen wir uns – Sauerland-Gruppe (nicht verwand und verschwägert mit den Bombenbauern) – aufgrund der angekündigten Streiks, kostenpflichtig auf Dienstag umzubuchen. Im Nachhinein die richtige Wahl. Die anderen beiden bekamen leider keinen Urlaub für Dienstag, so dass sie schweren Herzens ihre Tickets wieder an den BVB zurückgaben. Die Ankündigung, dass der Streik nun auf 48 Stunden ausgeweitet werden sollte und somit die Ungewissheit, wann wir dann letztlich wieder nach Hause kommen würden, trübten im Vorfeld etwas die Stimmung. Aber gut, mal verliert man, mal gewinnen die anderen.
11.00 Uhr, auf ins Ungewisse. Keiner wusste, was uns vor Ort erwarten würde. Deutsche hassende Griechen, ein prügelnder Mob von Demonstranten in den Straßen und aggressive griechische Hooligans in Piräus – all das war im Vorfeld prophezeit worden. Egal, im schwatzgelben Lappen ab in den Zug und erstmal ein schönes Helles zum Frühstück. Unterwegs dann die Nachricht, dass definitiv 48 Stunden gestreikt wird. Hurra! Am Flughafen gings dann gleich nach ein paar Hülsen zum Counter unserer Airline (Aegean), um sofort mal den Rückflug klar zu machen. Dann gleich der erste Schock: Freitagsflüge dicht, Samstagsflüge so gut wie dicht, aber Sonntag ging noch was! Zum Glück hatte Basse unseren Anbieter im Vorfeld derart oft genervt, dass die uns für den Streikfall irgendwo auf irgendeiner Liste für den ersten Freitagflug vorgemerkt hatten. Trotzdem auch hier erstmal, Diskussion usw. Am Ende teilte man uns dann aber mit, dass man uns leider nur noch 3 Plätze in der Business Class anbieten könne, ein kostenfreies Upgrade versteht sich. Aber – konnten wir das wirklich mit unserem Gewissen vereinbaren? Würden wir nicht unsere Ultra-Ehre mit Füßen treten? Gegen Stadionverbote sein, aber dann Business Class fliegen? ACAB, aber Sektempfang im Flieger? Na klar! Endlich wich die letzte Anspannung und es konnte losgehen, die nächsten Patronen mussten geköpft werden und die ersten Opfer mussten her. Dabei liefen uns 2 kümmerliche vom Leben gezeichnete Gestalten übern Weg mit Trainigsjacken von Westfalia Herne. Auf die Frage von uns, wo es denn hingehen sollte, erwiderten die beiden Grazien „Barcelona“, was uns ein „standesgemäß“ entlockte. Beide pfiffen dann vor Freude Lapaloma – mit geschlossenem Mund…Jeder Zahnarzt hätte sich gefreut. Egal. Im Flieger – nur Economy – gabs dann die erste Rutsche holländisches Bier (Amstel). Mein Wunsch nach „Six beer please“ für uns 3, wurde mit fragendem Blick seitens der griechischen Saftschupserinnen erwidert. Das Wiederholen dieses Wunsches brachte aber auch nix. 3 Stück, mehr gabs nicht. Der Flieger war voller Schwarzgelber und der Pilskonsum dementsprechend. Die zweite Runde Pils stand an und es wurde schon kritischer. Noch mal 6 Stück bestellt, nochmal fragender Blick und jetzt schon nur noch 3 Pils als Sammelsurium erhalten (2x Amsel, 1x Heinecken). Der Vorrat im Flieger ging zur Neige. Die dritte Bestellung von mir, wurde schon mit „please wait ten minutes“ erwidert (worauf auch immer) – aber es kam nix. Wir mussten auf Rotwein umsteigen. Nach 3 Stunden Flug, mehreren Litern Pils und nem halben Liter Rotwein landeten wir gg 18 Uhr Ortszeit im Sonnenuntergang in Athen. Koffer abgeholt, auf zur nächsten Tränke. Hier hat es und dann erwischt: Mythos. Das Bier was diese Reise prägen sollten, wie kein anderes. Liebe auf den ersten Schluck. Nach 2 Mythen gings mit der U-Bahn in die Stadt. Halbe Stunde Fahrt, viele Griechen, aber keine Anfeindungen uns gegenüber, im Gegenteil, erste Fachsimpeleien über Fussball. In Athen selber, warf man uns dann ein nettes „Fuck Merkel“ in der U-Bahn entgegen. Gut, unterschreib ich sofort, hätten wir am liebsten entgegnet, aber unser Griechisch war noch nicht soweit. Nach ein paar Meter Fußweg gings dann in unser Hostel, wo uns gleich ein Man City-Fan in Empfang nahm, eine paar Sprüche kassierte und uns in unser Zimmer ein paar Straßenzüge weiter wies. Schlüssel bei Tarantula, der griechischen Hexe am Empfang unseres Hauses, abholen, Klamotten weg und auf ins Nachtleben. Gleich nebenan war eine Sportsbar, wo wir erst mal eincheckten. Mythos ole und Champagner Liga gucken. Irgendwann gegen Mitternacht war der anstrengende Tag vorbei.
Der Mittwoch startete gegen 09 Uhr 09 mit einem Blick aus dem Fenster auf einen sehr hohen Müllberg vor unserem Hostel. Mit fachgerechter Klimaanlage on top – immerhin. Hoch, aber konzentriert an einer Stelle, denn die Müllabfuhr streikte seit ca. 3 Wochen. Immerhin. Danach gings zum Bäcker des Vertrauens um die Ecke. Eine sehr gute Wahl wie sich herausstellen sollte, Panathinaikos Fans und daher uns gegenüber wohlgesonnen. Die Auswahl war fürstlich, die Sachen super lecker und der Preis sau günstig. Kein Wunder, dass die Griechen nix geworden sind. Mit 3 vollgepackten Säcken voller Leckereien gings zur Akropolis, die bei uns gleich um die Ecke lag. Schön Frühstücken an historischer Stätte. Dann, ein paar Meter weiter höher, Mythos vom Fass. Ok, war ja mittlerweile auch schon 10.30 Uhr. Um die Akropolis dominierte nun schwarzgelb. Ein sehr netter Anblick. Prompt wurden wir und ein paar ostdeutsche BVBler von einem Kamerateam von Sky angequatscht, die ein paar Aufnahmen für den Vorbericht für abends einfangen wollten. Wir sollten was singen, am liebsten „Auswärtssieg“. Taten wir aber nicht, sonder wir sangen Kevin´s Lied, was den Kameramann erstmal verzweifeln lies. Ok, dann bekam er es doch, aber ziemlich unenthusiastisch (weil halt gestellt) und daher wohl auch nicht weiter sendefähig. Beherrschendes Thema war jedoch, wann wer und wie nach Hause fliegt. Teilweise wurden Leute, die Donnerstag zurück wollten, auf Maschinen am Montag gebucht oder man hatte eigenhändig Flüge nach Paris usw gebucht und wollte sich dann von dort nach Deutschland durchschlagen. Oh man. Nach ner weiteren mythischen Wegzehrung entschlossen wir uns zu einer Stadtrundfahrt. Diese war leider aufgrund der Demos stark eingeschränkt. Athen ging kaum, dafür aber Piräus. Ok, Piräus in schwarzgelb vorm Spiel besuchen, wo man eigentlich generell gewarnt hatte nicht nach Piräus zu fahren. Kein Problem. Wir saßen gerade gemütlich auf unserem Doppeldeckerbus, als eine Horde Griechen auf ihren Mopeds die Straße entlang gefahren kamen und uns auf dem Bus entdeckten. Als sie uns sahen gings los: „Fuck Dortmund“, Fuck Merkel“, Olympiaos“ und repeat. Die Jungs waren schon feurig und aggressiv und wir konnten erahnen, was abends abgehen würde. Bis dahin hatten wir keinerlei Anfeindungen erfahren. Im Gegenteil, die Leute blieben stehen, guckten uns an und fragten „Dortmund?“ und der Daumen ging nach oben. Einige gaben uns dann noch ein „Please fuck Olimpiacos tonight“ mit auf den Weg, einer sagt, er sei AEK-Hooligang und flehte uns förmlich an, Piräus den Abend platt zu machen. Sehr nett, die Athener. Für die Athener scheint Piräus das zu sein, was für uns die Blauen sind. Stadtrundfahrt ging los. Ein bisschen Athen, dann weiter nach Piräus, vorbei am Stadion Karaiskakis in den Hafen von Piräus. Das ist der größte Hafen im Mittelmeerraum und schon ziemlich beeindruckend. Beeindruckend ist aber auch die Küste. Malerische kleine Häuser, dazu blaues Meer und Sonne – absolutes Urlaubsfeeling. Sogar einen Borussen konnten wir in einer Hafenkneipe in Piräus vom Bus aus erkennen. Nach ca. einer Stunde stiegen wie irgendwo in Athen wieder aus, weil Holger`s Blase schon im blutroten Bereich war. Wie ein alter Mann schleppte er sich zur nächsten Keramik. Den Einwand, dass er das kleine Geschäft doch auch formvollendet im Stadtteil „Keramikos“ erledigen könnte, wischte er gepeinigt beiseite. In einer mondänen Cocktailbar - sie war so mondän, dass es dort kein griechisches Bier gab - wurde sich erleichtert und schnell noch ein Amstel schnabuliert.  Danach noch ne schöne Gyrosplatte in der Stadt und auf zum Treffpunkt der Borussen. In der Stadt entwickelte sich da ein interessanten Bild: Demonstranten, die mit Gas- bzw. Schutzmasken (wg Tränengas) bekleidet von der Demo kamen, dazu die Horde Schwatzgelber mit Pilsken in der Hand. Aber alles friedlich bzw. die üblichen Wunschäußerungen der Athener. Am Treffpunkt das gewohnte Bild: Pilstrinkende Schwatzgelbe überall (ca. 1.000), aber recht zivilisiert. Dann wurde noch schnell ein Supermarkt geplündert – der sowie die umliegenden Bars dürften das Geschäft ihres Lebens gemacht haben – und dann wurden wir plötzlich intensivst aber freundlich von der Polizei in unsere Busse gebeten. Die Demo schien uns bedrohlich nahe gekommen zu sein. Wir hatten bis dahin gar nichts von den Unruhen in der Stadt mitbekommen, obwohl wir mitten im Zentrum wohnten – im Gegenteil: der Großteil der Griechen war sehr gastfreundlich. Im Bus herrschte laut Busfahrer Alkoholverbot. Daraufhin diskutierte ein Schwatzgelber via Dolmetscherin mit ihm. Anschließend schnappte er sich das Mikro und sprach einen legendären Satz: „Im Bus herrscht absolutes Alkoholverbot, das die Polizei strikt kontrollieren will -  also Prost!“ Sprachs und reckte das Mythos. Ca. 20 Busse wurde dann mit Polizeieskorte nach Piräus zum Stadion gefahren, direkt auf den Parkplatz vorm Gästeblock. Die Uhr zeigte allerdings erst 18 Uhr, das Spiel begann aber Ortszeit 21.45 Uhr! Auf dem Gästeparkplatz dann ein wahrliches Schauspiel: 20 Busladungen stürmten an die Mauerumrandung des Parkplatzes und ergossen sich. Dummerweise befand sich zur Verwunderung auch ein Bungalow auf dem Parkplatz, wo tatsächlich jemand wohnte. Auch dieser wurde fürstlich begossen. Eine ältere Damen – von uns sofort Omma Piräus genannt – kam wild gestikulierend aus ihrer Hütte und bat doch woanders hinzupinkeln. Um die Ecke standen nämlich sage und schreibe 2 Dixies.  Einige waren sogar kurz davor, es sich bei ihr auf der Terrasse gemütlich zu machen, in der Hoffnung, dass in ihrem Kühlschrank noch leckeres Bernstein zu finden war… Ein bizaares Bild auf jeden Fall. Alles abgeriegelt von der Polizei – die sehr nett war und sich sogar mit einigen fotografieren lies (waren wohl alle froh, dass sie keinen Dienst auf der Demo hatten…). Olympiacos-Fans suchte man vergeblich, was auch nicht verwunderlich war, da der Zeiger nicht mal 19 Uhr zeigte. Die letzten Bernstein reingestellt und dann bat man uns höflich ins Stadion. Nach einer 7-stündigen Stadionbesichtigung im Karaiskakis gings durch einen klitzkleinen Eingang wieder in die Busse und ab zum Ausgangspunkt in Athen. Der Zeiger zeigte mittlerweile 1.30 Uhr und wir beschlossen ein letztes Bernstein zu trinken. Doch offene Tränken waren rar. Eine, gegenüber von unserem Hostel, hatte noch auf. Ein kleine karge Bude mit nem Tisch voller Einheimischer, die Skat spielten (also taten zumindest das, was man beim Skatspielen so tut…). Egal. Der Wirt, fortan von uns der Einfachheit halber Vasili genannt, kassierte 3 Pils und wir setzten uns. 3x Mythos, Halbliterklasse. Der erste Schluck erweckte wieder Leben in uns und wir beschlossen, aus dem Absacker noch einen werden zulassen. Und noch einen. Aber einer geht noch. In der Kneipe standen zwei Kühlschränke mit 5 Etagen und auf jeder Etage standen 2 verschiedene Sorten Pils (immer so 12-16 Halbliter). Wir beschlossen dann irgendwann, das Mythos-Fach zu killen. Mittlerweile bediente auch Vasilis Frau, Freundin, Schwester, keine Ahnung, ca. um die 50 und bekleidet mit einem Jeansgürtel. Let the games begin! Kurz nach uns tauchten zwei weitere BVBler mit 3 Backpackern in der Kneipe auf. Der Skatclub Bifteki löste sich mehr und mehr auf, nur ein kleiner glatzköpfiger Grieche – von uns Attilio Lombardo getauft - fing irgendwie an, lüstern an der Chefin des Hauses knabbern zu wollen. Vor 20 Jahren pflügte er noch die Plätze in der Serie A um, heute lässte er sein Dasein in Athen fristen…Der Nachbarstisch entpuppte sich als 2 schwatzgelbe Jungs aus dem Münsterland, einer ständig quaselnden Dänin, einer fetten Amerikanerin, einem Australier (ohne weiteres Erscheinungsmerkmal) und einem glatzköpfigen, südafrikanischen Fischwirt aus Schottland, Fernando, von uns der Einfachheit halber Glatzen-Per getauft. Nachdem wir die erst Gesänge in dem Laden angestimmt hatten, hatten wir endlich die Aufmerksamkeit auf unserer Seite. Glatzen-Per wollte uns mit einem „Bayer Leverkusen“ aus der Reserve locken, der Gesichtslose Australier wählte als Opener ein „FC Münster“ was ihn für den weiteren Verlauf des Abends auch gleich wieder disqualifizierte. Australia: Zero Points. Glatzen-Per hatte bischen Kenne von Fussball, also durfte er mit uns sprechen. Ich fragte dann gleich mal, ob er Steven Pienaar kennen würde. Klar, als er mir gerade erzählen wollte, was für ein toller Typ das sei, erklärte ich ihm auf bestem Englisch, dass das die größte Wurst sei, die jemals in Dortmund gespielt hätte und schob als Tüpfelchen gleich noch einen Bashing-Monolog zu Delron Buckley nach. Einfach mal so gleich gesagt, was Sache ist. Die fette Amerikanerin erlaubte sich dann – ungefragt – sich an unserem Mythos zu bedienen. Ein „Ey!“ von uns quittierte sie mit einem arroganten Lächeln, was ihr gleich als Konter „Fettes Sau“ brachte. Sie lächelte weiter, wir auch und wechselten die Etage im Kühlschrank, da dass amerikanische Faß gerade die letze Pulle vom griechischen Gold geklaut hatte. Das Niveau des Abends hatte endlich den Bodensatz erreicht, stetig sinkend. Irgendwann war der Skatclub aufgelöst, bis auf Attilio, den wir nun gleich mal klar machten und ihn baten, den Olympiacos-Song zu singen (er war nämlich Olymiacos-Fan und der Song im Stadion hatte was von Hans Hinterseher). Er war sichtlich stolz, zappelte dann auch spastisch rum und sang ein  paar wirre Töne, die jedoch mit der Olympioakos-Hymne, die wir ja während der Stadionführung leider ausgiebig studieren durften, wenig gemein hatte.… Nun wurde das gesamte Dortmunder Liedgut von uns angestimmt, wobei das Lied mit den Leichen in Gelsenkirchen klar dominierte. Geile Nummer. Attilio konnte nur ein paar Brocken Englisch, die aus nineteenninetyseven, Dortmund, Champions bestanden. Sauber. Attilio war irgendwann breit wie eine Natter und verließ als letzter Gast, vor uns den Laden. Vasili hatte mittlerweile Blut geleckt und gab uns einen Klaren aus, der laut ihm, besser als Ouzo sei. Naja. Der Laden war leer, wir noch durstig und Vasili und sein Jeansgürtel auch. Also die Hütte von innen abgeschlossen und weiter ging der Spaß auf kosten des Hauses. Ouzo aus Longdrinkgläsern und weitere Bernstein. Kurz Lang auf griechisch. Irgendwann zeigte der Zeiger auf 5.30 Uhr und es war Zeit zu gehen. Geiler Abend ab 1.30 Uhr…
Donnerstag, 09 Uhr 09, die Sonne lacht und der Müllberg vorm Fenster hatte einen respektablen Schub bekommen.. Dem Kopf gings komischerweise blendet. Wir mussten auschecken und in ein anderes Zimmer ziehen. Koffer in den Keller, ab zur Bäckerei unsere Vetrauens. Wir waren heute in Zivil, aber in der Bäckerei wurden wir gleich aufs Spiel angequatscht. Tüten voll, wieder hoch zur Akropolis. Frühstücken und 11 Uhr Mythos. Im Kiosk, wieder Kontaktsuche via Fußball. Man erzählte uns ein paar Details über den griechischen Fußball, über die Ausschreitungen neulich gg die Kroaten und wer aus Sicht der Griechen die größten Penner im Fussball sein. Der Wirt war Olympiacos und meinte, wir können dann ja am 01.11. ein Pils in Dortmund trinken… Also, in Griechenland gibt es keine Auswärtsfans. Das ist seit ca. 10 Jahren verboten. Es besteht eine Rivalität zwischen den Athener Vereinen untereinander sowie generell zwischen Athen und den Vereinen aus Saloniki, die sinnigerweise abfällig als Bulgaren bezeichnet werden. Den Molli beim Quali-Spiel gg Kroatien haben griechische Autonome in den Block der Kroaten geschleudert, weil Kroaten nur Faschisten sind. Ebenso die Serben und die Israelis sind auch nicht besser…Ok, wieder was gelernt. War sehr interessant, was uns noch ein weiteres Mythos wert war. Was nun? Sightseeing ging irgendwie nicht, wegen der Demo. Ins neue Hostel konnten wir auch nicht – also Mittagszeit gleich Mythoszeit. Ab in die Bar unserer neuen Freunde und gucken, ob das Fach wieder voll ist. War es aber nicht. Also Ersatzdroge - Amsetl vom Fass mit Eiswürfeln. Vasili schien sichtlich angezählt, seine Olle lag noch im Essig und irgendwelche anderen Weiber mussten den Nachschank übernehmen. Auch egal. Im TV sahen wir dann die Ausschreitungen und man sagte uns, dass das ca. 500m Luftlinie von uns stattfand. Aha. Nachdem wir den Mythos auch langsam im Blut spürten checkten wir endlich ein. Kurz noch ein schnelles Mythos im Hostel bevor wir die Formalitäten ausfüllen konnten und noch eins, weil wir noch ne Mail ausdrucken mussten. Dann endlich hoch aufs Zimmer, Fenster auf und gleich mal Revier markieren mit dem Lied der Leichen in Gelsenkirchen. Kaum verstummte der letzte Ton, bat uns der Hotelmanager nicht zu singen. Der Nachbar sei ein blauer Denunziant aus Gelsenkirchen und würde immer die Bullen rufen…Ok, alles klar. Runter an den Counter und sammeln, damit wir weiter Richtung Altstadt starten konnten. Unten angekommen, schnell noch ein Mythos als Überbrückung bis die anderen kommen, fragt mich die amerikanische Hosteltante, ob ich das gewesen sei mit den „Football Songs“. Ich verneinte und sagte ihr „I hate football.“. Ob sie es mir trotz Celtic-Shirt und ein Liverpool-Mütze abgenommen hat, weiß ich nicht. Aber sie kam ja aus den Staaten, also wird sie es mir geglaubt haben…Keine Ahnung, erstmal noch 3 Mythos auf die Hand für den Weg in die Stadt. Noch mal eine schöne Gyrosplatte einladen und gleich wieder über Fußball reden. Echt merkürdig, jeder Athener ist Fußball-Fan. Das ist zumindest unsere Wahrnehmung. Hier haben wir dann auch mal kritisch nachgefragt, was es denn nun damit auf sich hätte, dass die Griechen uns Deutsche nicht leiden könnten. Alles Schwachsinn entgegnete man uns. Das sei alles von den griechischen Politikern iniiziert, die die Schuld für die ganze Miesere gerne auf andere abladen würden. Kann ich nur unterschreiben, wir wurden wirklich sehr gastfreundlich behandelt. Als wir dann durch die Altstadt schlenderten hätte es uns dann aber fast doch noch erwischt. Nebelschwaden kamen aus einer Straße und wir dachten uns erstmal nichts dabei, bis uns ein Grieche freundlich sagte, wir sollten besser umkehren. Wir waren also im Dunstkreis der Hauerei angekommen. Schwein gehabt. Mittlerweile zeigte der Zeiger 19 Uhr und da sollte die Rooftopbar unseres Hostels öffnen. Alles klar, zum Abschluss den Schwarzgelben noch mal übergeworfen und rauf aufs Dach. Wie nicht anders zu erwarten, waren wir die ersten und wurden gleich von einer netten Griechin – Jota –  empfangen. Mythos an den Start und los gingen die letzten Stunden Griechenland. Wir gaben noch mal Vollgas, aber Hallo. Irgendwann stiegen dunkle Rauchschwaden aus den Straßen auf. Die Demo war wieder bedrohlich nah. . Egal, auf Stock sechs interessiert das keinen. Kurz ganz tourimäßig gucken, Foto machen, Wer-ist-Deutscher-Meister brüllen und ab an die Theke. Australier, Amis und Sonstige wurden vollgesülzt mit schwatzgelb und Fussball generell. Wieder Lieder, wieder Party. Und Glatzen-Per tauchte auch auf. Irgedwann fragte er mich, wie wir ihn nennen würden und mit Händen und Füßen erklärte ich es ihm…Oh man, soviel Scheiße wie wir in den paar Stunden da oben gelabert haben, geht gar nicht. Aber trotzdem geil. 23 Uhr war schicht. Obwohl wir früh raus mussten – 06.00 Uhr – nochmal in die Kneipe unseres Vertrauens. Ein paar Bernstein gingen noch. Das Fach war auch wieder befüllt. Attilio war auch wieder am Start. Wir wurden quasi per Handschlag begrüßt. Ein paar Mythen gingen noch und Attilio war auch schon wieder da und hatte gut einen auf. Schließlich schaffte er es dann auch nach insgesamt zwei Abenden Pilterei Basse sein BVB-Cap abzuschwatzen. Danach gleich noch weiter rüber in die Sportsbar. Überall mal Tschüß sagen. Das Maß drohte nicht voll zu werden, der Zeiger tickte unaufhörlich. 0.30 Uhr besannen wir uns dann gingen Richtung Bett. Gut so, aber auch irgendwo schade. Freitagmorgen ist dann schnell durch. Irgendwie 06 Uhr 09 aufgestanden, irgendwie geduscht, ausgecheckt, irgendwas gefrühstückt und ab in den Bus Richtung Airport. Gerade als wir dann in den breiten und geräumigen Sitzen der Business Class Platz nahmen, kamem auch die ersten Blauen an Board (die hatten ja Donnerstagabend auf Zypern gespielt), gefolgt von ein paar Schwatzgelben die uns fragten, wo die blauen Wixer denn wären… Soviel dazu. Danach schön Sektempfang und das ein oder andere Kaltgetränk, nachdem der Pöbel hinter uns per Vorhang getrennt wurde. Deren Armut kotzte uns echt an! 12 Uhr 09 dann Düsseldorf Flughafen. Auch wieder gut hier zu sein…, aber es war eine wahrlich mythische Tour!

Es war eine hammergeile Tour. Ok, 7 Stunden Stadionbesichtigung brauche ich jetzt nicht immer, aber war auch mal eine Erfahrung. Die Griechen waren super nett, die Stadt war sehr sauber – bis auf die konzentrierten Müllberge – und das Pils war sehr lecker. Hat sich voll gelohnt und wir alle waren positiv überrascht. Weltklasse war die Organisation des BVB! Alles top, immer gut informiert und zu keiner Zeit fühlte man sich unsicher.

Heja BVB

-------
Schwarzgelbe Grüße von
: Holger, Basse & Marcel