Donnerstag, 9. Februar 2012

Bei den Störchen

Dienstag 07.02.12. 10:00 Uhr. Dortmund. -14 Grad. leichter Schneefall. Bester Voraussetzungen für einen lauschigen Pokalabend an der warmen See in Schleswig-Holstein. Irgendwie zeigte das Thermometer immer weniger Temperatur an, je weiter wir gen Osten über den Haarstrang fuhren (da mussten wir hin, um die Jungs abzuladen). -17 waren es am Ende. Schwer bepackt mit sämtlichen, wärmenden Kleidungsstücken ging es dann los Richtung Ostsee. Je weiter wir nach Norden kamen, desto weniger wurde der Schnee und zu unserem Erstaunen, kletterte das Thermometer am Ende auch, auf lauschig warme -3 Grad. Hinter Hamburg lag dann allerdings mal richtig Schnee und das Wetter würde man eher auf usselig stufen: Schnee und Nebel.
Der NDR empfahl ab ca. 14 Uhr, alle halbe Stunde in seinen Verkehrsnachrichten, dass man das Holstein-Stadion großräumig meiden solle und bereits jetzt dort die Hölle los sei. Herzlichen Glückwunsch. Ansonsten war das Programm ebenfalls auf die anstehende Pokalsensation des Abends ausgelegt. Spiel des Jahrzehnts, nein des Jahrhunderts, "Wir haben keine Chance, aber deswegen gewinnen wir heute" usw. Klopp durfte dann auch mal seinen Senf abgeben. Kam wie gewohnt ziemlich entspannt rüber (Thema Platzverhältnisse und Temperaturen - Zitat"Wir trainieren täglich bei dem Wetter und auf gefrorenen Plätzen oder glauben Sie bei uns in Dortmund ist besseres Wetter?"). Gegen 15.30 Uhr erreichten wir dann auch unsere Bleibe in Kellenhusen, ca. 80 km von Kiel entfernt. Das erste Pils wurde geköpft (ich bin die Strecke gefahren). Um 17.30 Uhr gings dann endlich los, in Skiunterwäsche, Skihose und allerlei sonstigen Klamotten an.
Die Strecke nach Kiel ist wirklich kein Spaß. 80 km über Land gegurke, zudem nun mit dichtem Schneefall und Schneeverwehungen garniert. Egal, relativ pünktlich erreichten wir die Landeshauptstadt und an der Abfahrt zum Stadion, stauten sich dann auch die Autos und Busse, ohne das es erkennbar vorwärts ging. Willkommen in der Provinz. Die Zeit verstrich und so langsam wurde man doch etwa nervös. Es war schwer abzuschätzen wo man noch Parkplätze finden würde und wie lange man vor allem noch suchen müsste. Ok, alles halb so wild. Irgendwie hat man immer den Massenauflauf bei uns vor Augen. Letztlich haben wir dann einen Parkplatz ca. 10min vom Stadion entfernt finden können. Es parkte an dem Abend ums Stadion eh jeder wie er wollte, ohne erkennbare Spätfolgen.
Die Massen strömten Richtung Stadion, wo regsamer Betrieb herrschte. Bierbuden, Würstchenstände usw. suchte man allerdings vergebens. Hinweise, wo sich welche Blöcke/Bereiche befanden, ebenfalls. Aber der freundliche Holsteiner half gerne. Wir kamen ca. 19.45 Uhr am Steh-Gästeblock an, an dem auch die Gästesitzer rein durften, aber auf ihren persönlichen Abholservice warten mussten. In kleinen Gruppen wurden die Sitzer dort abgeholt und in ihren Block geführt, der sich ca. auf Höhe der Mittellinie befand. Der Stehblock lag klassisch hinterm Tor, unüberdacht und durch eine ehemalige Laufbahn dann doch einige Meter vom Platz entfernt. Für uns bleib nur ein Platz in der letzten Reihen. Die Sicht war naja, aber erträglich. Dachten wir zumindest bis kurz vor Anpfiff. Im Gästebereich befand sich eine Versorgungsstation, richtig schön, wie man es von Kreisligasportplätzen kennt. Pils gabs vom Fass und Glühwein wurde auch ausgeschenkt. Das Pils vom Fass wurde leider mit einem Schuss Alkholfreiem aus der Flasche versetzt und als Leichtbier verkauft. Den Glühwein konnte man hingegen wahlweise mit Rum oder Amaretto bekommen. Der Sinnhaftigkeit hinter diesen Maßnahmen hat sich mir bisher noch nicht erschlossen… Das Spiel näherte sch dem Anpfiff und die schwatzgelben Fahnen begannen zu flattern - leider direkt bei uns vor der Nase. Wo stehen die Ultras? Direkt vor uns, neben uns, hinter uns. Super, wir also direkt bei den Selbstdarstellern ins schwarz. Platzwechsel? Keine Chance. Alles rappelvoll. So konnte man dann auch nur schemenhaft erkennen, dass die Holsteiner ihr Stadion recht einfach, aber nett, in ihre Landes- bzw. Vereinsfarben gefärbt hatten. Das sah ganz gut aus.
Das Spiel begann und der Support war gleich da. Von den Kielern war nix zu hören. Das erste Tor hab ich nicht gesehen. Irgendwann jubelten die Leute und man sah eine Spielertraube auf dem Platz. Tor! Aber wer? Egal. Das zweite Tor konnten wir dann in der Entstehung sehen, auch das der Ball im Netz war, aber wer? Auch egal. Den Kielern war nach 18 min der Zahn gezogen. Das Spiel lief, wie es sich alle gewünscht hatten. Dummerweise wehten die Fahnen vor uns weiter und der Vordermann mit seinem bescheuerten Doppelhalter, der der Welt zeigte aus welchem Unnaer Vorort er kam, wurde ebenfalls mit Freude hochgehalten. Hurra. Die Stimmung war ausgelassen, das Liedgut abwechslungsreich. Mitte der zweiten Halbzeit, entschlossen sich die Blagens in schwarz dann zu nem Blockpogo, natürlich mit uns und um uns usw. Sah bestimmt ganz nett aus und war auch soweit ok, aber die Capos auf dem Zaun haben das in Endlosschleife laufen lassen! Irgendwann nervte es gewaltig. Der Vorteil für uns war, dass Fahnehochhalten und pogen, nicht funktionieren…Halbzeit. Das Spiel war eigentlich durch. Getränke holen? Nein Danke. Mir wurde immer schlechter, Eva hatte keine Lust, die hochexklusiven Sanitäreinrichtungen der Firma Dixi noch einmal aufsuchen zu müssen. Außerdem schlummerte im Wagen ne Kiste frisches Flens. Das war die Perspektive. Zweite Halbzeit und Schwatzgelb spielte nun auf unser Tor. Die Sicht war ähnlich mau, aber dadurch, dass das Spiel nun auf "unser" Tor lief, konnte man etwas mehr sehen. Mein Vater hatte ne Sitzplatzkarte und war völlig beigeistert. Sicht und Nähe zum Spielfeld waren wohl super. Ok, das Ticket hatte auch schlanke 60 € gekostet.
Das Spiel plätscherte so vor sich hin, der Block sang, aber leider wurden die Songs immer einlullender, langsamer und einfach scheiße. Meinen Frieden mit "Unser ganzes Leben, unser ganzer Stolz" habe ich in Berlin 2008 geschlossen. Das ist ja soweit ok, aber das neue Liedgut hat wirklich teilweise die Güteklasse einer Beerdigung. Irgendwer von den normalen Fans stimmte zwischendurch mal ein "Deutscher Meister ist nur der BVB" an, was aber von den Selbstdarstellern ignoriert wurde. Auch das mittlerweile schon obligatorische "Deutscher Meister steht auf" wurde ignoriert. Selbst als nach Lucas 3-0 "Berlin, Berlin…" angestimmt wurde rümpften die Capos die Nase. Echt scheiße. Stattdessen weiter die Lulla von irgendwelchem Scheiß, Stolz, Stadionverboten etc und Blockpogo in Endlosschleife. Hauptsache man kommt im Fernseeeeeeeehn. Mein Magen meinte dann auch, dass es gut wäre abzupfeifen. Vorher durfte Perisic noch mal ins Tor schießen, wobei die Kieler echt eine interessante Mauertechnik aufbrachten. Aber egal. Ende. Die Spieler liefen in die Kurve und ließen sich zurecht feiern. Das war gut. Die Schwarzmützen musste natürlich alle auf den Zaun klettern. Ok, kennt man ja. Wir sind dann raus, was auch schnell ging. Die Polizeisperre vorm Block hatte auch irgendwie keinen Sinn, denn durch kam man trotzdem. Die Fan-Busse parkten direkt vorm Gästeeingang, auch ein geiler Service. Alles in allem wars echt entspannt. Ok, ob man am Ende dann dieses sinnfreie Banner mit der Botschaft an die Kieler in unserem Block entfalten musste, lass ich mal dahin gestellt. Ich denke, dass Video, was die Kieler gedreht haben und was uns vorm SAP-Spiel gezeigt wurde, war eigentlich Strafe genug für die Störche…Wir sind dann entspannt zum Auto zurück. Irgendwann gabs dann aber direkt vor uns doch ne kleine Schubserei. Einige Kieler provozierten und fanden dankbare Dortmunder. Wir sind dann weiter, schien alles halb so wild.
Die Rückfahrt war dann für mich härter als 90min Pokalviertelfinale für die Jungs. Bereits in Kiel meinte mein Magen, sich entleeren zu müssen. Das setze sich dann auf den langen 80 km bis nach Kellenhusen leider noch ein paar mal vorort, so dass die Rückfahrt echt scheiße war. Im wahrsten Sinne des Wortes. Statt Siegespils gabs Kamillentee. Auch mal ne Erfahrung, die ich aber nicht noch mal machen muss. Aber ich denke mal, dieser Einsatz von mir, muss jetzt mit dem Pokalfinale belohnt werden!
Unterm Strich war das eine ziemlich geile Tour, weil es halt was völlig anderes ist, als man jede Woche in der Liga erlebt. Auch so hätte ich nichts dagegen gehabt, noch ein paar Tage an der Ostsee zu bleiben.

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Schwarzgelbe Grüße von
: Holger & Eva

Freitag, 3. Februar 2012

Ausflug über die Grenze


Freitagabend, nix los, also Fussballspiel in der Umgebung suchen. Eindhoven sollte es dann doch werden. Am Freitag, 27.01.12 stand das Spiel PSV gg Arnheim an. Anstoss 20 Uhr. Eindhoven liegt ca. 80 Autominuten von Dortmund entfernt, also eine Entfernung die unter der Kategorie „kann man mal machen“ fällt.
Das Organisieren der Karten für Spiele der niederländischen Eredivisie ist immer ein Akt für sich. Da sich der Holländer in der eigenen Liga mal gerne was vors Fressbrett kloppt und feindliche Beziehungen zu mehreren Clubs an der Tagesordnung sind, hat man dort vor einigen Jahren die sogenannte Clubcard eingeführt. Wer Karten für seinen Club kaufen will, benötigt so eine Karte. Die wird von den Clubs höchst unterschiedlich vergeben. Bei manchen Clubs kostet so eine Karte nichts, andere wiederum nehmen ein paar Euros. Fakt ist, dass bei Risikospielen ohne Clubcard nichts geht. Und in der Liga ist so fast ziemliche jedes Spiel ein Risikospiel. Es gibt nur ganz wenige Partien, die nicht so eingestuft sind und für die kann man dann nur Tickets kaufen, wenn man zumindest eine niederländische E-Mailadresse hat. Als Ausländer hat man aber die Möglichkeit, bei den Clubs anzufragen, ob sie einem Karten für ein Spiel auch ohne Clubcard geben oder man beantragt halt für einen Club selber eine. Bei den meisten Clubs, besonders in Grenznähe, funktioniert es aber mit einer netten E-Mail. In Eindhoven haben sie für solche Fälle extra ein Paket im Angebot. Dort kann man eine Eintrittkarte für ein Spiel in Verbindung mit einem Verzehrgutschein (10 €) und einem Gutschein für den Fanshop (20 €) bekommen. So ein Paket, für 60 €,  haben wir schließlich dann auch gebucht. Aber auch da muss man Glück haben. Man bewirbt sich und hofft, dass man dann irgendwann eine Mail bekommt um die Kohle zu überweisen.
Das Philips-Stadion in Eindhoven liegt mitten in der Stadt und galt einst als das modernste in Europa. Knapp 35.000 Zuschauer passen rein. Die Anreise verlief recht problemlos, die Parkplatzsuche war allerdings eine Herausforderung. Parkplätze existieren dort so gut wie keine. Man ist gehalten, sich einen Parkplatz in den umliegenden Wohngebieten zu suchen. Nachdem wir also einige male das Stadion umkreisten hatten und eine irgendwo eine kleine Lücke am Strassenrand gefunden hatten (Lupo sei Dank!), kamen wir gegen 19.15 Uhr am Ticketschalter an, um unsere Pakete abzuholen. Danach gings ab in den Fanshop, um die Gutscheine gleich mal an den Mann zu bringen. Der Shop an sich war sehr übersichtlich. Neben PSV-Zeugs konnte man auch Trikots von Arsenal, Barca und ManU erwerben, dazu noch Fussbllschuhe und sonstiges Trainigszeug. Ins Auge sprang uns jedoch gleich das Pyro-Starter-Kit. Hierzulande ist eine große Diskussion diesbzgl zu gange, dort konnte man die Knallkörper gleich mit Schal und Trikot erwerben – auch mal was. Man muss aber fairerweise anmerken, dass man im Stadion nichts von dem Zeug zu sehen bekam. Die Verkäufer im Shop hatten dann auch die Ruhe weg. Die Kunden – sofern Holländer – auch. Um 19.50 Uhr wurde da noch munter geschwätzt an der Kasse, während wir doch schon recht unruhig in der Schlange standen. Am Einlass vorm Block die gleiche Entspanntheit. Mittlerweile waren es nur noch 5 min bis zum Anstoss. Als wir dann unsere Karten durch den Scanner zogen, leuchtete die Lampe rot – kein Einlass. Man erklärte uns dann von offizieller Seite, dass die Karten noch nicht aktiviert sein und wir noch ein paar Minuten warten sollten. Wie gesagt, 5 min bis zum Anstoss…Man lies uns dann doch ohne Scanner rein und wir hechteten in den Block. Wir sassen in einer der Ecken, direkt schräg über der Fantribüne vom PSV, wo auch schon einiges an „Potenzial“ erkennbar war (Stiernacken, Glatze). Das Stadion war fast voll. Gästefans gab es wohl auch. Das waren aber maximal 50, vielleicht 100, schwarz gekleidet und das ganze Spiel über nicht hörbar. Ok, wir vermuten einfach mal, dass es Gäste waren.
Das Spiel begann ganz munter. PSV, immerhin unter den Top 3 vor dem Spiel (mittlerweile 1.) und nach dem Fast-Kollaps 2010 wohl wieder etwas konsolidiert, Arnheim im Mittefeld dümpelnd und mittlerweile auch an einen Großinvestor mit Visionen verkauft, begann wie man es von holländischen Teams gewohnt ist: technisch gut. Dazu kam dann noch ein gesunder körperlicher Einsatz auf beiden Seiten , so dass das Spiel eigermaßen unterhaltsam war. Große Namen wie einst, sucht man allerdings in beiden Teams vergeblich. Die Zeit scheint irgendwie vorbei. Die Stimmung war alles andere als elektrisierend. Es kam irgendwie nichts von der Tribüne. Mal ein loses anfeuern, aber keine Akkustik, die einen jetzt umhaut und das, obwohl das Stadion für eine geile Atmosphäre wie geschaffen ist. Tempo und Spieldisziplin fehlten beiden Mannschaften allerdings doch. Das Tempo ist nicht zu vergleichen mit unserem und beide Mannschaften spielten quasi ohne defensives Mittelfeld. Zudem war das Rezept, die gegnerische Abwehr zu knacken, immer das gleiche: beide Seiten versuchten munter in die Schnittstellen zwischen Innen- und Außenverteidigung zu spielen. Immer und immer wieder. Das war natürlich einladend für gute und viele Torchancen. Mitte der ersten Hälfte fiel dann auch das 1:0 für den PSV. Arnheim wurde irgenwie merklich schwächer. Das 2:0 folgte dann mitte der Zwoten. Als das Spiel entschieden schien und Arnheim sich ergeben zu haben schien, machten die 10 min vor Ende doch noch den Anschlusstreffer und konnten sich danach auch noch ein paar gute Chancen erspielen. Das 3:1 folgte dann in der Nachspielzeit. Richtig Feuer kam nur rein, als sich irgendein ehemaliger PSV-Spieler für Arnheim warmlief. Da tickte der Block unter uns förmlich aus. Hintergründe haben wir – außer seiner PSV-Vergangenheit – noch nicht herausgefunden. Dann war Schluss und man schunkelte typisch holländisch auf der Tribüne zu irgendeinem Schlager.
Die Verpflegung im Stadion ist recht übersichtlich. Es gibt typisch hölländisches Pils (Bavarian)… und Frikandel. Die Preise sind ungefähr so wie hier. Für unsere 2x 10 € Verzehrgutscheine gabs also 5 Pils.
Danach gings recht entspannt nach Hause. Dumm nur (für Marcel), dass die Rasstätten und Tanlstellen in Holland kein Pils verkaufen und es an der A40 in Deutschland ebenfalls keine Tränke gibt… 
Fazit: gerne wieder.


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Schwarzgelbe Grüße von
: Holger & Marcel