Mittwoch, 28. November 2012

Auf zum Karnevalsverein

Der Baumarkt zu Mainz.
Auswärts in Mainz. Wie immer gut gelaunt und ein Auto voller Pils gings die 45 runter. Mainz ist ja nun eigentlich das Gegenteil von Amsterdam, also stellten wir uns jetzt nicht unbedingt auf PKW-Attacken ab Frankfurt, Leuchtraketen auf den Gästeblock, verdecktes Sächsisch in Stadionnähe und ein Killer-Kommando der berüchtigten M-Side ein.
Wir erreichten gegen 14 Uhr den Shuttle-Parkplatz irgendwo auf einem freien Feld. Wo zum Teufel waren wir hier denn? Wir stiegen in den wartenden Shuttle, der voller Mainzer war. Alles locker und man kam schnell ins Gespräch mit den Leuten. Dortmund finden alle toll dort usw. Nach ein paar Minuten sahen wir dann die neue Coface-Arena. Der erste Eindruck von Mo war „Ist das ein Baumarkt?“, was gleich zum Gelächter unter den Mainzern führte. So richtig ernst nehmen die sich halt nicht. Am Stadion trafen wir dann auf den Rest unserer Reisegruppe und nahmen erstmal die ersten frisch Gezapften zu uns. Das Stadion ist schon echt ne seltsame Nummer. Mitten auf der grünen Wiese, in Uni-Nähe, ohne Parkplätze, steht da ein rote Kiste im Hornbach-Style aus Beton. Das wars. Egal, erfüllt ja seinen Zweck und einmal pro Saison hält man das auch aus. Am Gästeeingang verlief ebenfalls alles locker und entspannt. Die Ordner waren überaus freundlich. Die sind sogar sowas von vernagelt freundlich, dass sie unsere abgrundtiefe Abneigung gegenüber den blauen Wixxern nicht verstehen.
Mal was völlig anderes zu dem, was einem sonst so in der Liga begegnet. Pils mit Vollstoff gab es auch im Gästebereich, der Tag verlief als erneut mehr als perfekt. Bezahlen konnte man Wahlweise per Stadionkarte, Chip auf der EC-Karte oder in Bar. Alles sehr gastfreundlich. Wir wurden vom Stadionsprecher und den Mainzern sehr freundlich begrüßt. Glückwünsche zum Erreichen des Achtelfinals der CL wurden mit Applaus serviert, dazu durften wir unsere Aufstellung, wie daheim, selber aufrufen. Das „die 3 Punkte bleiben heute hier“ klang wenig überzeugend.
Hatte alles schon etwas von Amsterdam, weil alles schon fast zu nett war…
Das sollte auch das 0-1 nicht trüben, im Gegenteil, der Support wurde eher noch lauter. Dann wdas Ding souverän gedreht und nach Hause gefahren…
Wir dann auch.

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Schwarzgelbe Grüße von
: Holger

Komm, wir fahrn´ nach Amsterdam!

Ein Bericht über Unterhosen in St. Pauli-Farben, eine holländische Putzmittelvereinigung, einen Deutschen, der jetzt Däne ist und eine Baumarktbesichtigung im Rheinhessischen.

"Tulpen aus Amsterdam" - eine nette Ouverture.
zuvor angekündigt, BVB-Fans keinen Einlass zu den Heimbereich zu gewähren. Somit war unsere Strategie, auch nach Rücksprache mit unserem Ajax-Freund, möglichst nicht als Deutsche aufzufallen, Englisch zu sprechen oder einfach den Mund zu halten. Also, eine gewisse Unsicherheit war also auch noch mit im Gepäck.
Nicht nur wir waren auf Betriebsausflug, auch die Bundespolizei hatte schwer mobilisiert. Am letzten größeren Parkplatz an der A3, bevor man die Grenze passiert, wurde alles, was mehr als 4 Räder und mehr als 5 Mann Besatzung an Bord hatte zum Kaffeeklatsch rausgewunken.
Unsere schwatzgelben Schals, mit denen wir das Auto dekoriert hatten, wurden mit Grenzübertritt in Elten entfernt. Ob diese Maßnahme bei eindeutigem Dortmunder-Kennzeichen mit Sympathiebekundung (1909) sinnvoll bzw. nötig war, lasse ich mal dahin gestellt. Die Mehrheit der Mitreisenden wollte es so… 
Unsere Reiseplanung sah vor, bis Utrecht zu fahren und von dort mit dem IC bis zur Amsterdam Arena. Auch diese Route wurde uns von holländischer Seite mehrfach empfohlen, um zum einen nicht unnötig mit deutschem Kennzeichen in Amsterdam rumzugurken und zum anderen, um dem Verkehrschaos nach Spielschluss zu umgehen. Da im Auto doch einige Pivo zur Beruhigung flossen und irgendwann die Blase entleert werden musste, strandeten wir in einem Vorort von Utrecht. Dank Andreas, der dieses Kaff inklusive Bahninfrastruktur kannte, steuert wir den dortigen Bahnhof an und entschlossen uns, unsere Reise bereits ab hier mit dem Zug fortzusetzen. Der Ticketautomat stellte uns gleich vor eine richtige Herausforderung und nur dank einer sehr netten Holländerin konnten wir endlich unsere Tickets ziehen. Wir fuhren bis Utrecht Hauptbahnhof und von dort wie geplant mit dem IC weiter. Obwohl Utrecht nicht gerade Ajax zu den besten Freunden zählt, waren am Bahnhof schon einige Ajax-Fans zu sehen. Feindkontakt drohte, es wurde also ernst. Fortan herrschte erst mal schweigen in unserer Reisegruppe. Selbst die Autobild-Werbung auf der Warsteiner-Dose wurde möglichst verdeckt bzw. die Dose einfach in einem Zug geleert. Im Zug ein ähnliches Bild: Ajax wohin man sehen konnte und wir mittendrin, schweigend oder krampfhaft Englisch sprechend. Eigentlich zu offensichtlich, als wenn da den Hintergrund nicht erkennen könnte… Egal, die Bahnfahrt war völlig stressfrei. Trotzdem war die Anspannung natürlich bei uns präsent. Im Bahnhof an der Arena wich sie dann aber langsam, als wir die ersten Schwatzgelben, sich offen und eindeutig zeigend, unter den vielen Ajax-Fans, völlig frei bewegen sahen. Das hatten wir so nicht erwartet. Die Anspannung wich. Polizei und Sicherheitskräfte sicherten den Bahnhof und den Vorplatz, bleiben aber dabei dezent im Hintergrund. Nach und nach trudelte dann auch unsere Reisegruppe ein. Horti und Vincent irgendwo aus einem Kaff zwischen Amsterdam und Rotterdam, Marcel, Basse, Kulla und seine Kumpels aus Amsterdam City. Alles gut. Das 6-Pack Heineken gab es im Supermarkt des Bahnhofs zum fast geschenkten Vorteilspreis von 15 €, somit konnte das Vorglühen aufs Spiel beginnen. Vincent, der uns über Ajax netterweise 7 Karten besorgt hatte, begleitet uns dann noch ein Stück zum Stadion und insbesondere die Jungs, für die er Karten besorgt hatte, noch zum Block. Alles war einfach zu entspannt, um wahr zu sein, was sich dann beim Einlass auch zeigen sollte. Während Manuel und ich einmal das Stadion Richtung Gästeblock umkreisten und dort einer sehr zeitintensiven Kontrolle unterlagen, mussten die anderen nun zittern, doch ins Stadion zu kommen. Ajax hatte sich nun doch dazu entschlossen, der Einfachheit halber, nicht nur Dortmundern den Eintritt in die Heimbereiche zu verwehren, sondern gleich jedem Deutschen. Sehr bedenkenswerte Praxis, wenn man sich überlegt, dass es durchaus deutsche Ajax-Fans geben soll. 2 Jungs, die Karten in einem anderen Block als der Großteil hatten, hat es dann auch gleich beim Einlass erwischt. Die beiden durften das Spiel im Hotel gucken. Trotz schneller Kontaktaufnahme mit der Fanbetreuung des BVB Vorort war da nichts zu machen (siehe auch den heutigen Bericht dazu in den RN). Echt scheiße, aber des Risikos war man sich vorher eigentlich bewusst. Basse musste sich als Köln-Fan ausgeben – trotz Karten aus dem Ford-Sponsoren-Pool wollte man ihn da wohl nicht reinlassen – konnte aber geschickt und listig einem Ordner entwischen und im Block ungesehen untertauchen.
Die Feier nach dem sportlichen Spaziergang.
Von den Karten, die über Vincent besorgt wurden, hat es dann ausgerechnet Horti erwischt – also derjenige, der eigentlich den Kontakt zu Vincent hält. Sein Glück war, dass Vincent vorm Block gewartet hatte, bis alle durch waren. Er und Horti, der ab sofort Redeverbot verordnet bekommen hatte, sprinteten die Arena entlang zu irgendeinem Sondereingang für Behinderte, da Vincent dort den Ordner kannte. Die Geschichte war nun, dass Horti Däne sei, extra wegen Christian Eriksen die lange Reise nach Amsterdam angetreten sei und nun – warum auch immer – trotz Karte keinen Zutritt zum Stadion bekam. Da Horti zum Glück wie ein echter Wikinger aussieht, funktionierte tatsächlich. Horti durfte mit ins Stadion und hatte das Glück, das gesamte Spiel in Mitten der berüchtigten F-Side von Amsterdam zu verbringen. Respekt. Er hat es überlebt und hat bereits die dänische Staatbürgerschaft als Thomas Hortinsen beantragt.
Wir im Gästeblock hatten einen völlig unaufgeregten Arbeitstag. Ankommen, 4 Tore bejubeln, Blocksperre, Polizeieskorte, abhauen. Ganz entspannt und einfach. Ich denke, mehr braucht man nach dem Spielverlauf nicht mehr zu sagen.
Zurück gings dann, nach o.g. Blocksperre etwas später, wieder vom Bahnhof der Arena. Alles gut, alles entspannt. Das Spiel war einfach zu eindeutig. Wir bekamen sogar noch den letzten Zug in das Kaff, wo unsere Autos parkten. An diesem Tag passte einfach alles.
Unterm Strich hatte die Fahrt eher etwas von auswärts in Hoffenheim. Zum Glück.

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Schwarzgelbe Grüße von
: Holger

Dienstag, 13. November 2012

"This is a serious situation...!"

Aus der Hausbrauerei der Metzelders.
Montag, 05.11.
14:00 Uhr: Feierabend! Ein erhebendes Gefühl brach sich nun endgültig Bahn, war man doch im Büro ob des Kribbelns im Bauch ohnehin nur bedingt anwesend. Um kurz nach vier in die Bahn gehüpft und ab zum Düsseldorfer Flughafen. Dort haben wir uns dann im mondänen Café Ritazza auf die ersten ein-zwei Bembel getroffen. Pünktlich ging es dann durch die Sicherheitskontrolle, um direkt die nächste Gastronomie anzusteuern. Vor uns standen schon die ersten Verwirrten und bestellten sich drei große Radler - "aber bitte ohne Schaum!" Als durchaus günstig erwies es sich, dass wir von unserem Tisch das Gate im Blick hatten. Während die Anzugträger schon hektisch in den Flieger drängten, schauten wir noch mal ganz tief in die Tulpe um zu sehen, wie spät es wirklich ist... Kurz vor Ultimo zog es uns dann auch zum Boarding. Rechtzeitig waren alle Mann Board, leider waren die Gepäckfächer schon alle voll, so dass die gestresste Crew nach langem Suchen unsere Köfferchen in einem Fach für die Essenscontainer verfrachtete. Und zwar schnieke direkt vorne an der Tür. Mit einer Viertel Stunde Verspätung starteten wir dann gegen halb acht gen Madrid. Nach kurzem Steigflug begann auch endlich das Catering. Wir hatten uns beim Vorabend-Check-in die gemütlichen Plätze am Notausgang reserviert und so waren wir guten Mutes, bei ein paar leckeren Bernstein einen kurzweiligen Flug zu verleben. Da konnte noch niemand ahnen, dass es doch etwas anders kam, als geplant. Zunächst kamen aber Ximena und ihre Kolleginnen zielstrebig auf uns zugesteuert. Offensichtlich hatte man uns unseren dehydrierten Zustand schon aus der Ferne angesehen! Marcel bestellte für uns beide lässig sechs Büchsen feinstes Mahou, das sollte für die restlichen zwei Stunden bis Madrid reichen. Da man uns als Fluglinie nicht wie gedacht Iberia, sondern Iberia Express untergejubelt hatte (soviel zum erhofften Freibier), waren auch schnell die Scheinchen zur Hand. Allerdings wurde die Order umgehend abgewiesen, da man nur ein Bier pro Nase haben dürfe. Basse's Wunsch, dass man dann doch bitte zum Bier zwei Fläschchen Rioja gesellen möge, wurde ebenfalls nicht entsprochen. Diesmal wurde gaaaanz tief in die Ausreden-Schublade gegriffen und man sagte, dass man am Notausgang nicht mehr bekommen würde. Na denn, es half ja nichts! Die Damen zogen im Schneckentempo weiter nach hinten. Das Flugzeug entpuppte sich dabei als ein reines Sicherheitsparadies, denn plötzlich schienen alle Reihen an Notausgängen zu sitzen...Schneller wurde der Service trotzdem nicht und das war auch der Grund, warum das Chaos nun anfing zu regieren. Der kleine Flieger hatte nur einen Mittelgang, der durch die lahmen Saftschubsen blockiert war. Wohin also mit der Notdurft? Einige bekamen zusehends Probleme im Blasenbereich, die Köpfe wurden immer roter. Panisch liefen einige also nach vorne zum Lokus. Problem: Dazu musste man durch die Business-Class, was der Crew so gar nicht gefiel. Schließlich gab wohl ein Wort das andere und einige drifteten gegenüber den Damen leider in die Fäkalsprache ab. Dies rief dann den Steuermann auf den Plan. Der Pilot machte ne ordentlich Ansage an alle, dass man sich doch bitte benehmen möge. Andernfalls würde man in Paris zwischenlanden und die Übeltäter von der Polizei abführen lassen - "This is a serious situation!" Ahhhh-ja! Da aber die meisten den Prinzenpark schon kannten, besann man sich der guten Kinderstube und es ging problemlos nach Madrid. Dort steuerten wir zügig, mit kleinem Umweg über den nächsten Kiosk, den Taxistand an und fuhren in die Innenstadt zu unserem Hostal Gala. Dieses machte seinem Namen alle Ehre! Ein wirklich durch und durch komfortables Hostel, sogar an den Balkon zum Fahnehissen wurde gedacht! Flugs die Klamotten abgeliefert, eilten wir um die Ecke zur "Beer-Station", wo dann die erste Party eingeläutet wurde. Basse labte sich am köstlichen Boulmers, Marcel schwenkte irgendwann zur Hausbrauerei der Metzelders um. Gegen drei sollte es noch ein Häuschen weiter ins mondäne "Chelsea" gehen, allerdings hatten wir irgendwie doch etwas Schlagseite bekommen und so fuhren wir die 50m zum Hostel doch lieber bequem in der Taxe zurück.

Anpfiff: Der BVB bittet das weiße Ballett zum Tanz.
Dienstag, 06.11.
Spieltag! Endlich! Der Tag fing mit einer erquickenden Dusche an. Nicht irgendeine, neeeein! Das Gala hielt eine Massagedusche für uns bereit! Von allen Seiten prasselte das Wasser auf uns ein. Frühstück gab es dann gegenüber bei "Oskar". Der hatte so richtig schön gesunde Sachen im Angebot - es gab also Fleisch mit Pommes und Spiegelei. Dazu nen güldenen Kaffee aus dem Halbliter-Humpen. Dort gesellte sich auch Mo zu uns, der früh am Morgen in Dortmund aufgebrochen war und so um halb elf kerzengerade an der Plaza Placido Domingo aufkreuzte. Nach der Stärkung ging es kurz zu Mo´s Hostel zum Einchecken. Und dann auf zur Stadtrundfahrt. Wir entschieden uns für Linie zwei, die uns auch zum Bernabeu führen sollte, da Basse dort noch Karten abholen musste. Oben im Bus hinter uns saß dann die Abteilung "Füße hoch, Niveau kommt" aus Ost-Sachsen. Deren Wortschatz bestand aus unschlagbaren drei Wörtern: "Hola Chica" und "Borrrrussiiiia". Es war an Peinlichkeit wirklich nicht zu überbieten. Nach etwas mehr als einer halben Stunde erhob sich zur Linken beeindruckend das Bernabeu. Von außen wirklich eine seelenlose Betonschüssel, mitten in der Stadt. Der Store im Stadion war ganz interessant, es war mehr ein Adidas-Laden, als ein Fanshop. Davor befanden sich die Ticketautomaten. Bei Real muss man nicht an den Schalter, sondern schiebt die Kreditkarte, mit der man die Tickets gekauft hat, in einem Automaten und fünf Sekunden später hat man die Karten in der Hand. Anschließend suchten wir eine etwas lieblose Cervezeria neben dem Stadion auf, aber in der Not frisst der Teufel ja bekanntlich Fliegen. Darin wurden wir Zeuge, dass offensichtlich nicht nur im Ostblock gerne Vogelfutter verdrückt wird. Man sperrte eine komplette Farbahn ab und baute Buden auf. Wirklich übel wurde es, als ein nicht ganz so helles Licht an seinem Stand einen blau-weißen Schal von Raul drapierte - inklusive des Namens der Namenlosen in großen Lettern. Dies rief uns auf den Plan und wir machten dem Cletus deutlich, dass er an dem Abend wenig Spaß haben wird, wenn er den Lappen nicht entfernt. Er hatte dann ein Einsehen. Danach fuhren wir noch die Stadtrundfahrt zu Ende, holten uns im Hostal ein paar warme Klamotten ab und auf ging es mit der Bahn zurück zum Stadion. Die Cervezeria platzte nun aus allen Nähten. Hunderte durstige Kehlen belagerten das Wirtshaus, die Polizei hatte es schon abgeriegelt. Irgendwie schafften wir es dann aber doch noch uns in die Menge zu schmuggeln und wir brachten uns so richtig auf Betriebstemperatur. Der Wirt macht glaube ich jetzt erstmal ein Jährchen Urlaub! Der Einlass zum Stadion gestaltete sich sehr zäh, weil die Ordnungsmacht vor dem Gästeblock penibel kontrollierte. Es blieb aber alles in allem sehr entspannt und man vertrieb sich die Zeit mit den ersten zünftigen Schlachtgesängen. Der Gästeblock ist im Stadion wie in Spanien üblich ganz oben unterm Dach. Und das hat es im Bernabeu wirklich in sich! Lob preiset dem Herrn, der die Rolltreppen erfunden hat! Sonst wären unsere Waden jetzt noch hart wie Beton. Unsere Reihe war die Drittletzte. Wer Höhenangst hat, bekommt da Probleme. Die Tribünen sind so steil, das man mit Müh und Not die Grundlinie unter sich erkennen kann. Zum Spiel muss man glaube ich nicht mehr viel schreiben, unsere Jungs haben eine astreine Partie abgeliefert. Auf den Rängen gab der Mob ebenfalls mächtig Gas und die Stimmungshoheit lag ganz klar in der Hand der rund 8.000 Borussen. Nach Spielschluss musste man noch die obligatorische Blocksperre über sich ergehen lassen, bevor es dann wieder tief nach unten durchs Rolltreppenhaus ging. Vor dem Stadion bot sich dann an einer Kreuzung ein, ich drücke es mal friedlich aus, bizarres Bild. An einer Ampel stand ein weißer Q7, um den sich eine - schwatzgelbe - Menschentraube gebildet hatte. Darin aber nicht etwa der Aki oder ein anderer unserer Helden, sondern die kleine glubschäugige Küchenschabe aus der Stadt der Liebe, die uns doch kurz zuvor noch den Sieg geklaut hatte! Und zahlreiche, ich verwende jetzt den geächteten Ausdruck ganz bewusst, "sogenannte Fans" ließen sich mit dem *setze hier einen Kraftausdruck Deiner Wahl ein* fotografieren. Da platzte uns echt der Kragen und wir schickten "ihm" ein paar sehr freundliche Worte mit auf den Heimweg... Einige sind sich echt für NICHTS zu schade! Mit der Metro ging es dann zurück zur Plaza Placido Domingo, wo wir den Abend mit ein paar schönen Bernstein und neckischen Elektronikartikeln vom fliegenden Tamilen ausklingen ließen. Mo machte verdientermaßen zügig die Grätsche, ging doch sein Rückflug früh am Morgen via Lissabon.

Wer kennt es nicht?! Das legendäre Schinkenmuseum von Madrid.
Mittwoch, 07.11.
So richtig frisch war besonders Marcel nicht. Von einer Gesangeseinlage von Basse unter der Tropenbrause bemerkte er konsequent nichts. Ein erneut äußerst ausgewogenes Frühstück samt Amstel bei "Uns-Oskar" brachte uns aber wieder auf den Damm. Wir erkundeten nun im Verlaufe des Vormittags Madrid per pedes. Imposant der Königspalast inklusive des Huren-Flügels von Juan Carlos. Durch die Wirtschaftskrise trifft man in Madrid auf sehr viele Obdachlose. Verblüfft zeigte sich Marcel, als sich eine der Gestalten - stilecht mit nem Tetrapack Vino in der Pranke - ihm näherte und ein "Ey Digga, haste mal 20ct?!" entgegen schallte. Sagenhaft, ein deutscher Penner in Madrid! Lang lebe Europa. Kopfschüttelnd zogen wir von dannen, ergötzten uns am Schinkenmuseum und fuhren gegen Mittag dann zum Flughafen. Magisch zog uns die Flughafenbar an, unmittelbar davor kreuzte von rechts ein langhaariger durchtrainierter Südländer unseren Weg. Basse stieß Marcel an, da wir gerade fast von Khedira umgerannt worden sind. Sami ging also in die Bar, wir auch. Marcel folgte unserem Nationalspieler und setzte sich unmittelbar an den Nebentisch, ohne dem Galaktischen aber eines Blickes zu würdigen. Das nennt man wohl echte Größe! Andere Borussen in der Bar waren aber nicht so eiseskalt und nervten Khedira mit Fotos, sodass er zügig sein Renserwaasser leerte und Richtung VIP-Check-in flüchtete. Plötzlich sagte Marcel: "Den Khedira habe ich ja erst jetzt gesehen!" Basse entgegegnete, dass er doch vor der Bar gesagt habe "Da Khedira!" Es stellte sich heraus, dass Marcel wohl unter der Dusche das Kunststück vollbracht hatte, die Ohren auszusparen. Er hatte verstanden: "Da der Vierer!" Und steuerte deshalb an den Vierertisch neben Khedira...
Nun ja, das Mahou war trotzdem lecker und wir mussten uns in den Allerwertesten treten, um nicht zu versacken. Just-in time erreichten wir das Boarding. Basse bestellte bei Bernadetta zwei Blonde, die sie ohne mit der Wimper zu zucken bei ihm und Marcel auf den Tisch stellte. Dies rief Marcels Neugier auf den Plan und er versuchte es umgehend und sehr höflich mit der gleichen Bestellung. Bernadetta entzückte uns mit einem phonetisch einwandfreien langgezogenen "Siiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!". Diesmal war die Crew also entspannt, man konnte durch die Business-Class aufs stille Örtchen und Paris war einfach nur Paris. Überpünktlich kamen wir in Düsseldorf an und mit der letzten Etappe im ICE-Board-Bistro ging eine wirklich großartige Auswärtstour zu Ende.

Danke Borussia!

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Schwarzgelbe Grüße von:
Basse & Marcel