Mittwoch, 17. Oktober 2012

Groundhopping Slowakei, Vol. 2

Die zweite und dritte Woche stehen an. Gestartet wird diese Woche mit einem Hockey-Match in der Steel Arena in Kosice. Eishockey ist in der Slowakei Nationalsport Nr. 1. Die Extraliga besteht aus 11 Teams, wobei ein Team dabei eine Nachwuchsmannschaft des Verbandes ist. Der amtierende Meister, HC Slovan Bratislava, und große Rivale vom HC Kosice, ist vor der Saison in die russische Profiliga gewechselt. Eine Liga in der neben Slovan auch Teams aus der Ukraine, Tschechien, Lettland, Kasachstan, Russland und Weißrussland spielen. Um sich dort für einen Startplatz zu bewerben, muss man mindestens 10 Mio € hinterlegen können. Auch in dieser Liga geht es in erster Linie um finanzielle Aspekte. Einen sportlichen Auf- und Abstieg gibt es nicht. Startlizenzen können beliebig verkauft werden, so dass Teams mal eben von einem Land in ein anderes verschoben werden können. Wie mir ein Kollege hier berichtet, leidet durch diesen Abgang von Slovan die Liga enorm. Der Zuschauerschnitt ist rapide gesunken und das sportliche Niveau ebenfalls. 

Dienstag, 09.10.12: HC Kosice – Zilina 5:0
Steelarena in Kosice, Bully 18.00 Uhr, Zuschauer ca. 3.500
Die Steelarena wurde 2006 gebaut, war Schauplatz der letzten Eishockey-WM 2011 und ist eine dieser lieblosen, hässlichen Multifunktionsarenen, wie man sie auch von daheim kennt. Die Preise liegen auch hier im sehr moderaten Bereich zwischen 3,00 € und 6,00 €. Ich wähle den Bereich für 5,00 €. Zu meinem Erstaunen muss ich feststellen, dass in der Halle nichts erlaubt ist. Keine Kamera, keine Tasche, keine Getränke. Zum Rauchen strömen die Massen in den Drittelpausen vor die Halle. Während man in hiesige Stadien alles ohne weiteres reinbekommt, wird diese Arena durch schwer durchtrainierte, finster drein schauende Sicherheitskräfte gesichert. Also bin ich gezwungen, mein gesamtes Hab und Gut an dem Tag für 50 ct in einem Container vor der Halle zu deponieren. Im Gegensatz zum Fußball ist man beim Hockey schon auf den Merchandising-Zug aufgesprungen und so existiert immerhin ein kleiner Shop in der Halle. Essen und Trinken sind zu ähnlichen Preisen wie beim Fußball zu bekommen, etwas teurer, weil vermutlich das Umfeld etwas moderner daher kommt…
Mein letztes Eishockeyspiel liegt 18 oder 19 Jahre zurück. Ein Freitagabend, 2. Bundesliga Nord, ECD Sauerland – Essen-West. Stehplatz, verrauchte Halle, absoluter Kult damals, noch ein ehrlicher Wettkampf ohne amerikanisierter Show, mit traditionellen deutschen Eishockeyvereinen Vereinen, um Auf- und Abstieg auf sportlichem Weg.
Na immerhin, zum Einlaufen der Mannschaften wird hier Master of Puppets gespielt, danach leider das übliche Chartprogramm rauf und runter, bei jeder Unterbrechung. Dazu hüpfen leicht bekleidete, gerade der Pubertät entsprungene Mädel an jedem Treppenaufgang wedelnd mit irgendwelchen Puscheln rum. Ich kann diesem amerikanisierten Sport einfach nix abgewinnen. Eine Gruppe Fans – ca- 20-30 Leute – machen hinterm Tor Alarm. Das klappt auch ganz gut. Fans des Gegners sucht man vergebens. Keine da. Das Spiel ist ganz ok, unterhaltsam. Kosice haushoch überlegen, Zilina zu schwach. 2 Zeitstrafen für Zilina wegen Wechselfehler erinnern mich stark an den dreifachen falschen Einwurf von P. Degen einst auf der Alm. Nach zwei Stunden ist die Messe gelesen, 5-0 für Kosice. Ich bin der einzige in der Halle der, wie vom Fußball gewohnt, aufspringt, wenn das Spielgeschehen in einem für mich nicht einsehbaren Winkel auf dem Eis stattfindet. Irgendwann frage ich mich, wieso das kein anderer um mich herum tut – bis ich den großen Videowürfel unter der Decke wahrnehme, auf dem das Spiel übertragen wird…
Ok, nett mal gesehen zu haben.  

Mittwoch, 10.10.12: Ligapokal in Ungarn, Diosgyör – Egeri 3:0
DVTK-Stadion in Miskloc, Ungarn, Kick-Off 17.00 Uhr, Zuschauer ca. 1.600
Ligapokal in Ungarn sollte es also sein. Ligapokal braucht auch dort kein Mensch, was an den Zuschauerzahlen ersichtlich ist, denn die Liga-Heimspiel vom DTKV besuchen doch schon mal 8.000 Zuschauer. Mit Egeri kommt immerhin ein Nachbar, wo man ein Derby interpretieren könnte.
Miskloc liegt ca. 90 Überland-Kilometer von Kosice entfernt. Mangels Alternative miete ich mir ein Auto und fahre dorthin. Skoda Fabia, bei dem nach wenigen Meter bereits de Motorwarnleuchte aufleuchtet. Egal, kenne ich von daheim.
Infos zum Spiel und insbesondere zum Ticketing zu bekommen war nicht möglich. Mehrer Anfragen meinerseits, wurden nicht beantwortet. Im Netz kursierte die Aussage, man müsse sich mittlerweile in Ungarn wegen einem Anti-Hooligan-Gesetz beim Kartenkauf registrieren lassen und müsse entsprechend Zeit mitbringen. Pusteblume. Hinfahren, Parken vorm Stadion, Ticket kaufen, freie Platzwahl, fertig. Der Reihe nach: das Stadion ist ein Multifunktionssportplatz vom allerfeinsten. Zwei relativ neu wirkende Tribünen an den Geraden, alte, verrostete und unüberdachte Tribünen in den Kurven. Das Stadion hat eine Laufbahn und eine Weitsprunggrube, die aufgrund ihrer Tiefe den Namen Grube noch zurecht im Namen trägt. Die Stadionkneipe ist ein Bierzelt und das Stadion wird von schwer aufgepumpten Ordnern gesichert. Die Einlasskontrolle läuft ohne Probleme. Aber, man will doch einen Blick in meinen Rucksack werfen und bedankt sich gar dafür, dass ich das relativ kooperativ über mich ergehen lasse. Einen Fanshop gibt es auch. Der Eintritt ins Stadion kostet 500 HUF, was ca. 1,80 €. Der Schal kommt mit 2.500 HUF auch relativ günstig.
Der Ligapokal wird in Gruppen ausgespielt, wobei die Mannschaften nach regionalen Gesichtspunkten eingeteilt werden. Es wird eine Runde im Herbst und eine Frühjahr gespielt . Die Sieger beide Runden spielen dann den Ligapokal aus. Ob es dafür dann einen EL-Platz gibt? Keine Ahnung.
Diosgyöri VTK wurde 1910 gegründet. Seinen Platz in der ersten ungarischen Liga hat der Verein jedoch über eine Lizenz eines anderen Vereins 2004 erkauft. Egeri FC ist auch ein Erstligaverein, ein paar Kilometer von Miskolc entfernt, über den es aber leider kaum Infos gibt. Der Verein ist zu dieser Saison aufgestiegen und verfügt über ein Stadion, was teilweise nicht zu den Erstligaspielen zugelassen ist. Viel mehr geben meine Ungarischkenntnisse leider nicht her…
Im Stadion knistert es – aber nicht weil das Spiel alle vor Spannung von den Stühlen reißt, sondern weil der ungarische Fußballfan zum Spiel ein gefühltes Kilo Pistazien puhlt. Jeder. Aus dem Grund wird das Zeug vor dem Stadion und auf den Zuwegen auch Säckeweise verkauft.
Zum Spiel: das Spiel ist naja. Das Niveau etwas besser als die letzten Spiele in der Slowakei. Etwas mehr Körpereinsatz, etwas mehr Technik, ähnlich wenig Tempo, dafür aber eine ziemliche Theatralik. Support ist etwas da, wenn sich der auch durch vereinzelte Gesänge und Zwischenrufe auszeichnet. Bis zur Halbzeit passiert nix. Danach dann ein Freistoßtor, ein Elfer und ein tor aus dem Spiel. Das wars. Die Tore wurden kaum bejubelt, der Gegner hat sich nach dem 0-1 nicht mehr gewehrt. Ligapokal halt. 

Freitag, 12.10.12: WM-Qualifikation 2014, Slowakei – Lettland
Pasiensky Stadion in Bratislava, Kick-Off 20.15 Uhr, Zuschauer ca. 4012
Ja! Internationaler Fußball. Das Nationalstadion der Slowaken wurde vor ein paar Jahren mangels Sicherheit gesperrt. Seit dem tingelt man zwischen Bratislava (Hauptstadt) und Tranava (größtest aktuelles Stadion) hin und her. Heute wird im Stadion von Slovan Bratislava gespielt. Die Karte organisiere ich mir bereits vor einigen Wochen in Deutschland. Platz in der Kurve, 17 €. Das Stadion ist schwach besetzt, der Gegner nun auch nicht einer, der Massen mobilisieren kann. Ein paar Schotten haben sich als Letten verkleidet und entern den Bierstand. Zu meiner Verwunderung gibt es Alkohol, trotz UEFA/FIFA. Schnell noch einen Schal geholt (15 €) und ein Pils (variiert heute zwischen 1,20 € und 1,50 € der halbe Liter), dann ab in den Block. Das Spiel startet gleich richtig durch. Nach 8 Minuten steht es bereits 2-0 für die Slowaken. Die Letten sind irgendwie nicht auf dem Platz. Die Slowaken spielen ordentlich. Man merkt, dass alle ihr in eher stärkeren Ligen im Ausland spielen. Der Support ist ok, trotz der relativ schmalen Besetzung. Auch ein kleiner lettischer Block ist vorhanden, der aber relativ schnell den Support einstellt. In der Halbzeit treffe ich auf ein paar gut betankte slowakische Kinder. Where are you from? England? USA? Nö, Germany. „Hitler“. Na endlich, hab ja lange auf diesen Scheiß warten müssen hier. Ich bin genervt und wende mich ab, trotzdem will man noch wissen, von welchem Team ich Fan sei. Für Borussia geht der Daumen hoch und Anerkennung für Marco Reus usw. Trotzdem, die Hitler-Scheiße nervt. Zweite Halbzeit. Wie in der vergangen Tagen, ziehen die Temperaturen ordentlich an. Es wird langsam echt scheiße kalt und das Spiel plätschert dahin. Die Slowaken tun nur das Nötigste, für die Letten reicht es. Trotzdem langt es kurz vor Schluss zum Elfer und zum Anschlusstreffer. Mehr geht dann aber beim besten Willen nicht mehr, trotz 5 Minuten Nachspielzeit. Taxi, Hotel, Ende. Bin gespannt, ob die Slowaken es wieder schaffen, sich für 2014 zu qualifizieren. 

Sonntag, 14.10.12: 3. Slowakische Liga, Gruppe West, Slovan Bratislava B – MFK Vrbové 5:0
Stadion Rápid in Bratislava, Kick-Off 10.30 Uhr, Zuschauer ca. 70
Die Internetseite des ÖPNV in Bratislava ist zum Glück sehr gut – auf Englisch. So finde ich ziemlich schnell heraus, wie ich zum Stadion komme. Das Stadion liegt im selbigen Stadtteil Ruszinov und hat scheinbar schon mal einen Erstligisten aus Bratislava beheimatet. Zumindest finde ich veraltete Hinweistafeln auf den FC Petrzalka, immerhin vor x Jahren mal slowakischer Meister als Artmedia Bratislava und CL-Quali-Gegner von Celtic Glasgow. Erstliga Fußball dürfte aber selbst für slowakische Verhältnisse hier vorerst nicht gespielt werden. Das Stadion besteht aus einer überdachten Stahlrohrtribüne, die ihre beste Zeit ebenfalls kurz nach dem zweiten Weltkrieg gehabt haben dürfte. Die Gegengerade besteht aus klassischen Steinstufen, die Kurven sind ein begrünter Erdwall. Auf diesem Erdwall befindet sich interessanterweise ein kleiner Soccer-Court, wie man ich aus hiesigen Fußball-Hallen kennt. Diese Anlage wurde an diesem Morgen – während des Spiels versteht sich – von 10 Hobbykickern aus der Nachbarschaft zu, sonntäglichen Frühsport genutzt.
Nach dem ich die Haltestelle erreicht habe, stehe ich erst mal wie verloren da. Nichts deutet auf ein Stadion, Sportplatz oder sonstiges. Zum Glück waren 2 Jugendspieler von Slovan im selben Bus, die scheinbar heute Morgen als Balljungen Dienst schieben müsse. Denen folge ich unauffällig. Am Stadion – mit eigenem Hotel – werde ich erst mal gefragt, ob ich ins Hotel will. Das liegt vermutlich daran, dass ich meinen Trolli im Schlepptau habe. Dann werde ich gefragt, ich von der Presse sei. „I just want to see the match.“ Ok, 1 € Eintritt bezahlt und rauf auf die Tribüne. Die Mannschaften machen sich eher alibimäßig warm. Es wird viel gelacht und geflachst, auf beiden Seiten. Slovans B-Truppe ist, wie bereits in der Vorwoche in Presov, die U21 des Clubs. Das Spiel beginnt, Support ist nicht da. Das Spiel ist auch eher langweilig, ohne Torchancen. Das einzig aufregende ist Slovans Keeper, der um die 35. min eine schwerre Arro-Attacke hat, weil ihm ein Balljunge den Ball nicht Millimeter genau in den Fuß spielt. Da hat sich wohl einer am Vorabend im falschen Team auf der Playstation gespielt…Zur Halbzeit ein trostloses 0-0. Einen Versorgungsstand scheint es im Stadion auch zu geben. Ich hab aber keine Lust, mit Sack und Pack aufzubrechen. Daher leider keine Info über Preise hierzu. Die zweit Halbzeit wird dann recht amüsant. Schnell fällt das 1-0 per Elfer und das Schützenfest startet. Vrbove ergibt sich nun ziemlich schnell und der Slovan-Nachwuchs hat leichtes Spiel. Am Ende ein netter Aufgalopp bei sonnigem Wetter in den Sonntag. 

Sonntag 14.10.12: 3. Slowakische Liga, Gruppe West, LP Domino Bratislava - ŠKF Sereď A 2:3
Stadion ohne Namen in Bratislava, Kick-Off 14.30 Uhr, Zuschauer ca. 150
Das Spiel passte wunderbar in meinen Zeitplan. Der Zug zurück nach Kosice ging erst um 17.40 Uhr. Informationen zum Stadion zu bekommen war recht schwierig. Im Internet wurde die Spielstätte als „Stadion LP Domino“ ausgewiesen, sämtlichen Routen- oder Stadtplänen dieser Welt war diese Spielstätte jedoch nicht bekannt. Immerhin war die Anschrift des Vereins bekannt und somit mache ich mich auf den Weg zu dieser. An der Haltestelle ankommen, stehe ich mal wieder wie ein Ahnungsloser in der Gegend herum. Diesmal sind keine Balljungen oder Fans im Bus, denen ich unauffällig folgen kann. Ich stehe in Mitten eine Wohnsiedlung wo absolut nichts auf ein Stadion hindeutet. Dann höre ich aber einen Pfiff aus einer Trillerpfeife und vertraute Geräusche, die zumindest auf ein Fußballspiel in der Gegend hindeuten. Ich folge dem Geräusch, irre aber immer noch ziemlich planlos umher. Dann sehe ich einen Bus, aber auch ein Hotel. Durch den Biergarten des Hotels sehe ich einen Rasenplatz – wohl gemerkt kein Stadion. Hier muss es sein, aber wie kommt man dort rein? Ein paar Meter weiter sehe ich eine offene Tür in einem Zaun. Bingo, hier ist also der Eingang. Ein DIN-A4-Zettel an dem Bretterzaun sagt mir, dass heute um 14.30 Uhr oben genanntes Spiel stattfinden wird. Der Eintritt kommt mit 2 € teurer als bisher in dieser Spielklasse. Hinter dem Bretterzaun befindet sich ein Rasenplatz. Die eine Außenlinie ist ca. 1m von der Außenwand des Hotels entfernt. An der anderen Außenlinie kann man sich ein Plätzchen suchen Um die Mittellinie herum sich ca. 50 Plätze in Stuhlreihen verfügbar. Super, das ist ein Feeling, wie man es von früher, Sonntags in der Kreisklasse kannte… Egal. Pils kostet 1 € und wird mit viel Liebe ca. 7 min gezapft. Dazu gibt es Kurzgebratenes im Brötchen, ebenfalls mit viel Hingabe zubereitet. Als ich um 14.20 Uhr den Sportplatz betrete, wird gerade das Jugendspiel abgepfiffen. So viel dazu, wie professionell diese Liga ist. 14.30 Uhr ist Anstoß. Die Heimfans bestehen vornehmlich aus den Jugendspielern, deren Angehöriger und ein paar Leuten. Der Gegner bringt ein paar Leute in Vereinsfarben mit, mit Trommel, Blockfahne und dem Willen, zu supporten. Das gelingt in den ersten Minuten auch ganz vernünftig. Dann jedoch die Führung für LP und Mitte der Halbzeit das 2:0. Das Spiel scheint gelaufen. Nach der Halbzeit dreht sich das Blatt jedoch Sered drückt. Ein Schuss aus 25m landet direkt uns ansatzlos im Giebel. Da war klar, da geht noch was. Am Ende heißt es verdient 3:2 für Sered, die das Spiel schön gedreht haben.
Ein Erlebnis der anderen Art. Familiär, einfach aber trotzdem 3. Liga. 

Sonntag 16.10.12: WM-Qualifikation 2014, Ungarn – Türkei 3:1
Puskas-Ferenc-Stadion in Budapest, Kick-Off 20.30 Uhr
Die wohl abgefahrenste Aktion habe ich mir für das Ende dieses Abschnitts aufgehoben. Das Spiel habe ich schon länger bei den Planungen auf dem Schirm gehabt. Leider war es äußerst schwierig, Informationen zum Ticketing für das Spiel zu erhalten. Der ungarische Verband hat auf mehrere Anfragen nicht reagiert. Irgendwann habe ich durch Zufall im Netz herausgefunden, dass die Tickets für die Länderspiele über eine Reisebürokette vertreiben werden, die auch online verkaufen. Leider war die Seite eher miserabel und undurchsichtig sowohl ins Deutsche als auch ins Englische übersetzt, so dass ein Ticketkauf hier für mich zu undurchsichtig war. Leider wurden aber auch mehrere Anfragen an diese Reisbürokette einfach ignoriert. Da das Spiel relativ spät abends stattfinden sollte, Budapest zudem 3 Autostunden von Kosice entfernt ist, buche ich mir ein Hotel. Direkt am Stadion, 19 €. Nachdem nun alles Ticketquelle zu versiegen scheinen, frage ich freundlich am Hotel an, ob man mir nicht ein Ticket oder zumindest eine Info geben kann. Das Hotel reißt sich ein Bein aus, kontaktiert den Verband, schickt mir ein paar Links, aber leider alles schon mir bekannte Dinge. Trotzdem, Daumen hoch. In der letzten Verzweiflung jage ich ein paar Seiten durch den Google-Translator und siehe da, Tickets kann man angeblich im ganzen Land in den Büros der o.g. Kette kaufen. Das finde ich am Tag heraus, an dem ich ohnehin nach Miskolc zum Liga-Pokal fahre und siehe da, in der Stadt gibt es ein Büro. Also, Zwischenstopp in der Stadt, Karte kaufen. Natürlich spricht man kein bzw. kaum Englisch. Fußball? Welches Spiel? Egal, es funktioniert Die Karte wird personalisiert und kostet am Ende knapp 17 €. Was ein Akt.
Ich miete mir ein Auto und fahre nach Budapest. Alles super. Hotel ist auch ok und wirklich einen Steinwurf vom Stadion entfernt. Das Stadion – zu Beginn der Fünfziger als modernstes Stadion in Europa gepriesen, ist leider seit Jahrzehnten dem gnadenlosen Verfall ausgesetzt. Auch hier träumt man von etwas Neuem, hat aber nicht mal genug Geld, dass Vorhanden halbwegs in Schuss zu halten. Schade, dieses Stadion hat was. Nur die Vip-Bereiche auf Höhe der Mittellinie sind überdacht, ansonsten ist das Stadion offen. Die Gegengerade hat sogar eine zweite Ebene, die aber leider seit Jahren geschlossen ist, weil das Stadion einfach marode ist. Der Unterrang ist aber fast ganz gefüllt. Der Gästebereich ist ebenfalls ganz ordentlich voll und dort herrscht auch gleich ziemlich guter Support. Der Schal kommt mit 12 € auch preislich einigermaßen gut. Bier bzw. Alkohol gibt es im Stadion nicht. Die Klientel ist leider sehr stark von Leuten unterwandert, die einem gewissen politischen Außenflügel zuzuordnen ist. Leider ein generelles Problem des ungarischen Fußballs seit Jahren. Interessant ist das Spiel natürlich, weil es das Aufeinandertreffen zweier ehemaliger Borussen ist: Nuris Sahin vs. Tamas Hajnal. Ja, letzteren gibt es auch noch.
Die Türken zeigen gleich, wer Herr im Haus ist. Ziemlich souverän, technisch stark dominieren sie das Spiel. Die Ungarn wirken nervös, Laufen kreuz und quer, nichts gelingt. Die Türken gehen schnell in Führung. Statt ihre Klasse aber einfach weiter auszuspielen, beginnt man nun, sich nach 25 min mehr auf die B-Note zu konzentrieren. Mehrer Spieler geben ein Bewerbungsschreiben für Hollywood ab. Jeder Windhauch, jede vom Gegner auch nur angedachte Grätsche führt zu minutenlangen  Verletzungspausen. Ätzend. Zum Glück nutzen das die Ungarn und werden besser. Hajnal wird zum Dreh- und Angelpunkt. Nuri Sahin, der keine Bewerbungsvideos für die Filmindustrie einreicht, taucht mehr und mehr ab. Kurz vor der Halbzeit fällt der Ausgleich. Das Stadion, in dem die Ungarn seit Anpfiff wirklich Alarm machen, explodiert. Die Türken sind merklich ruhiger geworden, feuern aber trotzdem weiter ihre Mannschaft an.
In der Halbzeit suche ich vergeblich die sanitären Einrichtungen des Stadions und finde sie schließlich an den Büschen hinter der Tribüne.
Die zweite Halbzeit beginnt, wie die erste geendet hat. Die meisten Türken haben in der Halbzeit noch keine Angebote aus Hollywood bekommen und bewerben sich weiter. Die Ungarn nutzen das und treffen recht schnell zum 2:1. Kurz darauf gerätscht Hamit A. aus GE ziemlich unmotiviert im eigenen Strafraum durch die Gegend und fällt gleich mal einen Ungarn. Elfer, drin, 3:1. Das Spiel ist eigentlich gelaufen. Den Türken tun jetzt grätschen und Windböen nicht mehr ganz so doll weh, aber richtig was auf die Kette bekommen sie auch nicht mehr. Die Fans dokumentieren das dadurch, dass sie versuchen ab der 75 min aus dem Block zu kommen. Geht aber nicht, weil Blocksperre. Die Stimmung im Stadion ist sehr gut. Die Ungarn kämpfen ordentlich mit Mann und Maus . Hajnal darf eine Viertelstunde vor Schluss verdient vom Platz. Ende, Aus, Ehrenrunde. Das haben sich die Ungarn verdient. Nach die türkischen Fans wüst ihre Hollywood-Helden verabschiedet haben, gibt es auch noch aus der Kurve ordentlich Applaus für die Ungarn.
Über die Berge von Sonnenblumenkernen- und Pistazienresten geht es ab ins Hotel. Schlafen. Die Nacht ist kurz. Um kurz nach 07.00 Uhr muss ich wieder in Kosice sein…
Fazit: Interessante Woche, mit steigendem fußballerischem Niveau. Ungarische Vereine/Verband haben scheinbar keine Lust auf ausländische Gäste. Die Slowaken sind da genau das Gegenteil. E-Mails wurden alle schnell, hilfreich und nett beantwortet.

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Schwarzgelbe Grüße von:
Holger