Mittwoch, 8. Mai 2013

Jenseits von Wembley

Der 25. Mai 2013 ist ganz sicher ein besonderer Tag. Ein Tag, den wir alle schon im vergangenen Jahr während einer gemütlichen Bootstour auf der Spree kommen sahen. Die Weitsicht, sie hat sich bewahrheitet - und das ist sicher genug der Berechtigung auch jetzt, im Angeischt des schillernden Henkelpotts, vorauszuschauen. Und zwar auf den 25. Mai 2014!

Die Vision: Irgendwann gegen Mittag weckt uns das Rattern der Electricos. Der berühmten, altbackenen Straßnebahnen der Stadt. Wir rappeln uns auf, wanken zur Praca do Comercio und wagen die Tour durchs sagenhafte Biermusuem. Immer gekühlt durch die angenehm kühle Brise, die uns von der Mündung des Tejo herüberweht! Richtig: Wir sind in Lissabon, Portugals Hauptstadt - und nicht zuletzt Gastgeber des Champions-League-Finals 2014. Dort haben wir also gerade am Abend vorher den Henkeltopf verteidigt - im weiten und stimmungsvollen Rund des Estadio da Luz.

Stadion des Lichts: Das Estadio da Luz in Lissabon.
Zurück in die Gegenwart - oder besser den gerade absolvierten April dieses Jahres. Es ist der Tag des Derbys in Lissabon. Und ganz zufällig sind Laura und Marcel zu einem Kurzbesuch in der Stadt. Sachen gibt's. Die Karten sind natürlich längst bestellt und werden zwei Tage vor dem Spiel im Fanshop am Stadion abgeholt. Und tatsächlich: Selbst jetzt sind noch Tickets in Hülle und Fülle und zu sehr angemessenen Preisen zu haben. Das Derby hat zuletzt etwas an Brisanz verloren. Benfica führt zwar die Tabelle knapp vor dem FC Porto, Sporting allerdings kickt im gerade mal zwei Kilometer entfernten Stadion Alvalarde nur im Mittelfeld rum. Ohne Chance auf irgendwelche internationalen Meriten.

Der Sonntagabend wir dennoch stimmungsvoll. Die Idee, kurz noch im benachbarten Einkaufszentrum was essen zu gehen, haben wir nicht ganz exklusiv. Hunderte Benfica-Fans hüllen Portugals größte Shopping Mall in Rot. Auch mit reichlich alkoholischen Getränken (die es im Stadion nicht geben wird, weil die "Bier-Kathedrale" geschlossen hat) decken sich die Anhänger ein. Irgendwann brechen dann die meisten auf - und die meisten müssen eben auch durch diesen einen Zugang zum Stadion. Chaos. Wir schlängeln uns durch die Büsche an der Masse vorbei, müssen einmal komplett ums weite Rund und gelangen schließlich auf unsere Plätze auf dem Oberrang. Warum es "Stadion des Lichts" heißt, bekommen wir jetzt hautnah und durchaus eindrucksvoll präsentiert. Durch die zahlreichen Öffnungen zwischen Dach und Tribünen scheint die untergehende Sonne ins weite Rund. Doch statt romantischer Stimmung gibt es eine stellenweise schon vor dem Anpfiff elektrisierende Atmosphäre.

Nette Choreo vor dem Anpfiff.
Den Höhepunkt läutet ein Lied aus den Stadionlautsprechern ein: "Volare!" schallt es da in voller Lautstärke, irgendwo am Himmel dreht plötzlich ein Adler seine Runden. Das Maskottchen von Benfica bringt die Stimmung zum Kochen. Grandiose Nummer! Und ein vielversprechender Vorgeschmack auf die Atmosphäre während der 90 Minuten "Derbi de Lisboa". So ganz allerdings kann das Spiel diese Erwartungen nicht erfüllen.

Die Stimmung ist solide - nicht mehr, nicht weniger. Das Spiel schafft es aus sportlicher Sicht gerade mal auf Durchschnittsniveau. Sporting spielt - angefeuert aus dem irrerweise nicht vollbesetzten Gästeblock - nicht übel, aber weitestgehend brotlos. Benfica gelingen im ganzen Spiel zwei giute Angriffe, aus denen zwei Treffer entstehen - wobei gerade das 2:0 eins für die Rubrik "Tor des Montas" wäre. Am Ende feiern die Benfica-Fans dann auch wieder lautstart ihr Team, dass sich dem Titel nun einen entscheidenden Schritt angenährt hat.

Unterm Strich: Ein schwarzgelber Trip nach Lissabon, in dieses Stadion des Lichts, ist allemal eine Reise wert. Ob in der Vorrunde - oder dann am 24. Mai 2014.

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Schwarzgelbe Grüße von
: Marcel

Freitag, 3. Mai 2013

Einmal hin, Finaltickets drin…


30. April: Um 4:45 Uhr geht der Zug zum Flughafen Düsseldorf. Wir fliegen mit einem Charterflieger von Hamburg Airways, die auch genau zwei Flugzeuge besitzen. Der Service ist gut. mehrere Getränke (ohne Alk), Brötchen und später noch einen Riegel. Nach einem etwas holprigen Flug in einem sehr engen Flugzeug kommen wir leicht verspätet in Madrid an.

Reisegruppe Halbfinale im Estadio Santiago Bernabeu
In der Stadt (wir starten am offensichtlichen Haupttreffpunkt „Puerta del Sol“ – also Platz an der Sonne) herrschen schon schwarz-gelbe Farben. Wir gehen ein paar Meter und es gibt eine Bar, die den halben Liter frisch Gezapftes für einen (!) Euro anbietet. Warum es hier nicht von Borussen wimmelt, ist uns unklar. In Dortmund würde der Laden platzen. An jedem Tag! Dort lernen wir ein englisches Pärchen kennen, das morgens eine Stadionführung gemacht hatte und da ganz regulär (also auch zu regulären Preisen) noch Eintrittskarten kaufen konnte - hier unvorstellbar!

Nach dem dritten Glas (wir sind über acht Stunden auf und haben jeder nur zwei Brötchen gegessen) fängt die Lampe an zu brennen und wir beschließen über den Plaza Mayor zum Palast zu laufen (keine 500 m). Unsere einzige „internationale Auswärtsfrau“ in dieser Saison hat nicht ihren besten Tag: Zunächst verliert sie ihre Kamera, später auch noch das Ticket zwischen diversen Kontrollen am und im Stadion. Aufregung aber erstaunlicherweise kein Problem. Wir gehen zurück zum Platz „Sol“. Da geht die Post ab. Einstimmungsgesänge. Es hat sich eine Art Kreis gebildet. Da drin stehen abwechselnd ein Vogel, der sich zum Anpeitscher hinauf schwingt und eine Latino-Penner-Oma, die bettelt.

Wir fahren zum Stadion, werden x-mal kontrolliert. Eine super Stimmung aller Borussen, fast ein Lied folgt dem nächsten. Kaum Pausen. Die Madrilenen pfeifen ab und zu, wenn unser Tormann den Ball hat.

Aber dann: 1:0. Leichtes klatschen. Das war’s. 2:0. Doch, die leben ja tatsächlich. Wir stehen kurz vor dem Herzkollaps. Das Spiel nimmt jetzt kein Ende. Und es gibt kein Bier, um die Nerven zu beruhigen. Doch dann endlich: der Schlusspfiff!  Keine Ahnung, wie lange wir uns in den Armen halten. Unsere Jungs kommen später immer wieder raus auf den Rasen. Die Blocksperre vergeht wie im Flug. Am Ende kommt nochmal Kloppo. Einfach nur geil!
Vor dem Stadion brauchen wir dringend Pils. Ein Verbrecher verkauft uns ein paar Büchsen für Stück 4 €.

28 Stunden nach dem Start sind wir wieder in unserer schönen Heimat. Kaputt, aber glücklich. Finale!

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Schwarzgelbe Grüße von
: Manuel, Sebi, Birgit & Robin