Freitag, 9. August 2013

Ein Tag am Meer

Endlich geht es wieder los. Das muntere Kugel-in-den-falschen-Topf-Spiel des DFB bescherte uns einen Ausflug an die Nordsee zum Jadebusen nach Wilhelmshaven.
Nachdem ein paar Schauer am Morgen für eine ersehnte Abkühlung gesorgt hatten, ging es gegen 08.00 Uhr mit unserer Dreiergruppe aus Dortmund, Richtung Norden. Mit jedem Kilometer weiter, klarte der Himmel und vieles deutete auf einen richtig angenehmen, sonnigen Tag hin. Nach ca. 3,5 Stunden, mit einigen Päuschen, erreichten wir dann Wilhelmshaven gegen Mittag, wo wir uns dann gleich einen Parkplatz am Stadion suchten. Das Stadion liegt etwas außerhalb des Stadtkerns in einem Sportkomplex. Alles wirkte doch ein paar Nummern kleiner, aber durchaus angenehm und sympathisch. Der Parkplatz war für umme und die Polizisten sehr nett und auskunftsfreudig. Irgendwie merkte man auch denen an, dass für sie ein besonderer Tag war. 

Wir machten uns mit dem Bus Richtung Stadt bzw. Strand auf. Einigen Schwatzgelben schmeckte es nicht, dass die Busfahrt extra bezahlt werden musste und nicht, wie in der Bundesliga üblich, in der Eintrittskarte enthalten war. Weshalb man seinen Unmut – der meines Erachtens völlig unangebracht war - jedoch gleich lauthals dem Busfahrer, der vermutlich am wenigsten für diese Situation kann, vor den Latz knallen muss, erschließt sich mir nicht. Nach 45 minütiger Panoramafahrt durch das 70.000 Seelen-Nest Wilhelmshaven, gelangten wir, mit einmal Umsteigen versteht sich, zum Südstrand. Über die sehenswerte Kaiser-Wilhelm-Brücke, mit Ausblick auf den Hafen der Kriegsmarine sowie aufs Mannschaftshotel trafen wir auf Sebi, Chrissy und Sarah, die ebenfalls an dem Morgen aus Westkirchen angereist waren. Der Strand und Promenade waren fest in schwarzgelber Hand und so mancher hatte dem friesisch Herben schon ordentlich zugelacht. Das Revier hatte man gleich mal dadurch markiert, dass man die Fanclubfahnen und –Banner an den Strandkörben aufgehängt hatte, was zu einem eindrucksvollen Bild führte. Am Strand machte sich dann auch schon gleich die erste Boykottwelle breit. Viele, die sich dort aufhielten, wollten nicht zum Spiel. Weshalb man dann diejenigen Schwatzgelben als Modefans anzählen muss, die eine Eintrittskarte fürs Spiel haben und die Mannschaft im Stadion unterstützen wollen, kann ich nicht nachvollziehen. Nach ner knappen Stunde und frisch geölten Haaren gings zurück zum Bus. Auch hier das schon bekannte Geschacher um den Fahrpreis. Dem Busfahrer wurde es zu bunt und aufgrund des großen Andrangs ließ er sich zu einem „Los kommt alle rein und durchgehen“ verleiten – also Busfahren für lau. Endlich. Im Bus selber war eine merkwürdige Stimmung. Viele ordentlich betankte Gestalten unseres Vereins, die zudem eine eindeutige politisch Meinung vertraten, kurbelten in dem Moment nicht gerade die Vorfreude aufs Spiel an. Da man vergeblich Fans des SVW in der Stadt suchte, wurden halt andere Leute angepöbelt. Fremdschämen war hier mal wieder angesagt. Da wir leider einer Fehlinformation des Busfahrers vom Hinweg unterlagen, stiegen wir am ZOB aus, während der Mob weiter im Bus blieb. Aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, eine gute Entscheidung. Leider rannte uns so etwas die Zeit davon und da man auf den Einsatz von Sonderbussen vorm Spiel verzichtet hatte, waren wir an den Linienfahrplan gebunden. Taxen waren leider auch keine Alternative, denn es standen schlichtweg keine zur Verfügung… Dennoch erreichten wir gegen 15 Uhr das Jadestadion, wo sich unsere Gruppe dann trennte. Sebi und ich gingen Richtung Südtribüne, der Rest in den Norden zu den Heimfans. Die Schlange vorm Einlass zum Gästeblock war erschreckend lang und selbst 10 Minuten vor Anpfiff waren wir noch nicht wirklich weiter voran gekommen. Auch hier säumten kleine, pubertierende Schwatzgelbe die Reihen und beschimpften die wartenden BVBler, da die sich nicht am Boykott beteiligten. Langsam nervten diese kleinen Selbstdarsteller wirklich. Als wir uns schon ausmalten, erst zur Halbzeit im Stadion zu sein, öffneten die Ordner 5 Minuten vor Anpfiff auch den Haupteingang für uns, so dass wir zumindest schon mal im Stadion waren. Über den einzigen Zugang auf die Gästetribüne hinterm Tor bahnten wir uns unseren Weg in den überfüllt wirkenden Block und waren pünktlich zum Anstoß da. Platz war trotzdem genug vorhanden,, da alle einfach meinten, oben am Eingang stehen bleiben zu müssen. Die Stimmung im Block war nicht existent, was natürlich daran lag, dass das Spiel von den Ultras boykottiert wurde. Auch das Klientel war anders. Man merkte, dass einige wenige wirklich die Chance genutzt hatten, sich mal ein Fußballspiel aus der Nähe anzusehen. Entweder wurden klug irgendwelche Phrasen aus dem Publikum aufgegriffen und weitergetragen oder man fiel dadurch auf, dass man nicht gerade regelkundig daher kam. Naja, wir wollten ja nur das Spiel sehen und uns nicht selbst inszenieren, von daher war es eher amüsant, aber nicht tragisch, diese Leute im Block zu haben. Der Heimblock war ebenfalls gut gefüllt, aber auch hier leuchteten im Wesentlichen den schwatzgelben Trikots. Lediglich hinterm Tor gab es einen Block von ca. 50-100 Mann, die auch ordentlich den SVW anfeuerten. Zum Einlaufen gab es hier ne nette Blockfahne mit Pyroeinlage. Hinter uns versuchte eine Gruppe Heranwachsender Stimmung zu machen, die aber in der Masse irgendwie nicht ankam. Lag sicher auch an der Auswahl des Liedgutes. Später meinte auch diese Gruppe, alle anderen Fans, die sich dem Support nicht anschlossen, als „Umlandfans“ einzuordnen. Die Jungs hatten gut am friesisch Herben geschnuppert und einige ihrer Songs waren auch ganz witzig, von daher gingen sie mit ihrer Art eher weniger auf den Sack. Als „Umlandfans“ wurden bereits im Vorfeld in den Foren jene BVB-Fans bezeichnet, die sich potenziell nicht am Boykott beteiligen würden, weil diese die Chance bekommen würden, den BVB mal live in der Nähe ihrer Heimat zu sehen . Interessant war jedoch, dass diese Gruppe aus 16-20 jährigen über die gute Stimmung/Lieder im Westfalenstadion in den 1990ern philosophierte…

Das Spiel ist schnell erzählt. Typisches Erstrundenspiel mit einem Gegner, der seine defensive Linie 70 Minuten lang wirklich konsequent und gut durchzog und es uns sehr schwer machte. Bei uns fehlte dem einen oder anderen sichtlich ein paar Prozent Einstellung. Trotzdem, in Duksch und Hofmann gab es Lichtblicke. Schön auch, dass Kevin ausgerechnet dann das Tor macht, als die Wilhelmshavener „Eure Eltern gehn´ zum S0x“ anstimmten.
Für die Halbzeit wurde bereits eine Sangeseinlage von der weltbekannten Combo „Hans und die Torjäger“ angekündigt. Da man jedoch kurz vor der Halbzeit, den Dortmunder Block dazu informierte, dass die Feuerwehr in der Halbzeit für Abkühlung sorgen würde – es war die einzige Tribüne ohne Dach und die Sonne stand am Himmel – spielte sich die Show einzig im Süden des Stadions ab. Hans und seine Torjäger trällerten hingegen ungehört im Mittelkreis herum…
Nach dem Spiel verlief alles ruhig, außer ein paar Testosteron gesteuerte Halbstarke, die sich durch einen Typen im Bayern-Trikot provoziert fühlten. Auch eher peinlich, dass man hier, wie von der Tarantel gestochen mit ca. 10 Leuten auf eine Klatschpappe rennen muss. In London hat man die Typen dich auch am besten damit gestraft, sie einfach zu ignorieren. Die Staatsmacht war auf jeden Fall schnell zur Stelle.
Da die Besatzung unseres Burger Kings, irgendwo an der A1 bei Damme, auf komplett Valium war, dauerte unsere Rückfahrt etwas länger als geplant, so dass wir erst gegen 22 Uhr wieder in Dortmund waren.

Fazit: War gut! Abseits der großen Betonschüsseln der Bundesliga, mal ein etwas anderes. Die Gastgeber haben sich wirklich Mühe gegeben und waren gastfreundlich. Klar, man merkte schon, dass die nicht zu jedem Heimspiel ca. 8.000 Leute verarzten müssen. 
Sommer, Sonne, Strand und Fußball – was will man mehr.
Am Auftreten der schwatzgelben Unterstützer muss aber noch stark gearbeitet werden. Das war schlecht und kein Vergleich z.B. mit den Auftritten der letzten Saison, insbesondere international auswärts.

Zum Boykott: bisher fand ich den Boykott eigentlich immer recht angenehm, da sich die Initiatoren stets auf die Fahne geschrieben haben, dass das alles freiwillig abläuft. Das Leute angezählt werden, die ins Stadion gehen, ist meiner Meinung nach nicht förderlich für diese Aktionen. In der Liga ist die Kritik an den Eintrittspreisen auch durchaus berechtigt, da hier einige Vereine nur abkassieren. Meines Erachtens lag aber in Wilhelmshaven eine andere Situation vor. Im Pokal werden die Eintrittsgelder zwischen Gastgeber, Gast und vor allem DFB geteilt. Mittlerweile hat der DFB es sogar den Gästen untersagt, ihren Anteil dem Gastgeber zu überlassen. Das war eigentlich jahrelang üblich. Wenn man sich jetzt vor Augen führt, dass ein Stehplatz bei einem Regionalligaspiel in Wilhelmshaven 8,00 € kostet und man diese dann noch mit BVB und DFB zu teilen hätte, kann ich zumindest verstehen und akzeptieren, dass man die Preise auf ein Niveau anhebt, damit man ein paar Euros über macht und nicht noch drauf zahlt. Letztlich ist das Erreichen der ersten Hauptrunde für die kleinen Clubs fast überlebenswichtig und die Einnahmen decken meistens den Etat der kompletten Saison. 
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Schwarzgelbe Grüße von
: Holger