Mittwoch, 4. September 2013

...mein Herz schlägt nur für Dich - und für Fiege! / Schwarz und weiß wie Schnee!

VfL Bochum - SC Paderborn 4:2

Das letzte Wochenende im August sollte ganz im Zeichen des Fußballs stehen. Da ich die beiden Tage als Strohwitwer verbringen sollte, musste ein Plan her, wie man die Zeit verbringt. Warum also nicht der Fußballleidenschaft hemmungslos frönen? Für das Auswärtsspiel unseres BVB hatte ich mir noch ein Ticket über die Eintracht besorgt, Block 24 neben dem Gästeblock. Da das Spiel am späten Sonntagnachmittag angesetzt wurde, hatte ich am Samstag die Wahl zwischen den beiden Topspielen Alemannia Aachen vs. Sportfreunde Lotte und VfL Bochum vs. SC Paderborn. Da ich schon lange mal wieder an die Castroper wollte, viel mir die Wahl dann eigentlich relativ leicht. Anstoß war am Samstag um 13:00 Uhr, also richtig schön zur Primetime. Morgens noch eben ins Büro und einen Kollegen einarbeiten, ging es dann zum Bahnhof. Wie gewohnt gab es ein "freudiges" Wochenendgeschenk der Deutschen Bahn: mein Zug hatte satte 120 Minuten Verspätung! Gott sei Dank war ich aber direkt aus dem Büro zum Bahnhof gefahren und hatte keinen Boxenstop zu Hause gemacht. So konnte ich auf den letzten Drücker noch in den RE1 springen. Eine Straßenbahn später, und das Thema hätte sich erledigt, weil ich es sonst bei weitem nicht zum Anstoß ins Stadion geschafft hätte! So war aber alles im Lot. In freudiger Erwartung setzte sich der Zug in Bewegung. In Duisburg stiegen dann die ersten Bochumer zu. Leider verhieß das Wetter nichts Gutes und dies sollte sich dann in Bochum bestätigen. War es am Bahnhof noch trocken, goss es an der Castroper aus Kübeln, als die alt-ehrwürdige 306 aus dem Untergrund gen Himmel stieß. Ich suchte erstmal Unterschlupf an der Tanke vor der Krümmede. Die alten ranzigen Kassenhäuschen vor dem Ruhrstadion hat man mittlerweile abgerissen und durch einen miesen blauen Baucontainer ersetzt. Eine Überdachung gab es nicht und ich hatte keine Jacke mit. Endlich ließ es gg. 12:40 Uhr etwas nach und ich hatte die Wahl zwischen Kassencontainer geradeaus und Würstchenbude zur rechten. Ich entschied mich natürlich für die PoBu - eine weise Entscheidung! Kaum unter dem Vordach angekommen, öffnete Petrus wieder ordentlich die Schleusen. Konnte mir ja Latte sein, war ich doch im Trockenen und bestellte mir eine ordentliche Brat mit Senf. An dieser Stelle möchte ich eine Lanze für diese Bude brechen: Ruhrgebietscharme wie im Lehrbuch! Zwei Ommas mit Schürze schwangen die Pommes-Kübel, ein Oppa (stilecht im weißen Kittel) rotierte mit der Wurstzange. Und immer wieder wurde ein herzhaftes "Wer bekommt die Curry-Pommes?" eingestreut. Um 13:50 Uhr, es regnete immer noch ordentlich, gleichwohl nicht mehr so wie kurz zuvor, sprintete ich dann doch zur Kassenbude und holte mir eine Karte für die Ost (12€). Der erste Weg führte mich natürlich zum Bierstand. Für 3,60€ gab es den halben Liter Fiege. Pünktlich zur musikalischen Einstimmung erklomm ich die Stufen des Block P. Die Ost war gut voll,  Haupt- und Gegengerade waren gut gefüllt (Insgesamt 17.767 Zuschauer). Auf der West lungerten aber nur ein Paar Grüne rum. In einer mir noch unbekannten Vereinshymne wurde die Treue zum VfL besungen, während das Publikum seinerseits während des Refrains auch immernoch die Liebe zu Fiege-Bier Kund tat. Herrlich! Dann der obligatorische Höhepunkt: Bochum von Grönemeyer. Ich muss zugeben, dass ich da noch immer eine kleine Gänsepelle bekomme. Liegt sicherlich auch daran, dass, obwohl ich schon seit über fünf Jahren nicht mehr in Bochum wohne, die tollen sieben Jahre Studium an der Ruhr-Uni unvergessen sind. Durch zahlreiche Besuche an der Castroper hängt dazu auch ein kleiner Teil meines Fußballherzens an der grauen Maus. Das Spiel begann und der VfL legte gleich forsch los. Peddar sollte allerdings mal im Training Torschüsse üben, denn die Versuche waren alles in allem sehr kläglich. Auf den Rängen aber wirklich gute Stimmung. Leider verflachte diese zur Mitte der ersten Halbzeit Hand in Hand mit dem Geschehen auf dem grünen Rasen. Von dem Stehplatzblock der Gäste war auch nichts zu vernehmen. Also nutzte ich die Zeit um mich mit neuem Fiege einzudecken. Diesmal in Stereo. Auf die Tribüne kam ich gerade wieder rechtzeitig, denn Richard Sukuta-Pasu (der spielt mittlerweile beim VfL) hatte einen Tollwut-Anfall und fing an die Streitaxt zu schwingen. Folgerichtig musste sein Gegenspieler verletzt raus und bei Paderborn kam unser alter Bekannter Uwe
Auf die Zäune - aber noch mit allen Klamotten...
Hünemeier auf den Platz. Als sich alles schon auf die Pause einrichtete, ging es doch noch richtig rund. Erst bekam Paderborn plötzlich einen Elfer, dann legte man nach einer Ecke zwei Minuten später direkt noch einen nach. 0:2 zur Pause. Bochum war überlegen, Paderborn trug aber seine wenigen Angriffe immer sehr zielstrebig und strukturiert vor. Zur Pause nahm Peddar den platzverweisgefährdeten Sukuta-Pasu runter. Und der VfL kam mit neuem Elan aus der Kabine. 26 Sekunden nach Wiederanpfiff schlug es dann auch schon ein und man witterte Morgenluft, das Publikum war zurück und machte ordentlich Rabatz. Der Schiedsrichter brachte durch viele kleine Entscheidungen gegen den VfL weiter Pfeffer Pfeffer in die Bunde und erntete mehrmals ein gellendes Pfeifkonzert. Die Akustik und der Charme des Ruhrstadions erinnern mich immer etwas an das alte Westfalenstadion. Der VfL fightete und drehte die Partie noch zu einem 4:2 - die Castroper war ein Tollhaus! Ultras hingen oben-ohne auf den Zäunen, selbst die Geraden standen komplett und Peddar tobte vor Freude.
Insgesamt war ich sehr beeindruckt. Die Stimmungsblöcke präsentierten eine erstaunliche Bandbreite an Liedern, die man selten bis gar nicht in anderen Stadien hört. Dazu gibt es im Rahmenprogramm wenig Kommerz. Auf den Rängen fand sich dazu keinerlei Eventpublikum, weil der VfL ohnehin nur mittelmäßig in die Saison gestartet war. Richtig schön Old School.  Zum Dessert gab es dann noch ne Fiege für den Heimweg. Am Bahnhof war wohl auch noch etwas Bambule, aber zu dem Zeitpunkt war ich schon wieder Richtung Köln unterwegs.


Eintracht Frankfurt - BVB 1:2

Am Sonntagmittag ging es dann mit dem ICE nach Frankfurt. Mit Mo und Carsten hatte ich am Telefon ausgemacht, dass wir uns am Stadion treffen. Während ich um 14:00 Uhr zur U-Bahn schlenderte, hatten die beiden Recken nur noch 100km zu fahren und sollten somit weit vor mir da sein. Am Bahnhof Deutz lief mir dann Hans Leyendecker über den Weg, einer der renommiertesten Enthüllungsjournalisten Deutschlands. Für die Süddeutsche hat er bei MAN, Siemens und Co schon ordentlich Lunten gelegt. Aber der gute Hans zeichnet sich auch durch eine bedingungslose Liebe zur Borussia aus und so stieg er in BVB-Trainingsjacke mit mir in den Zug. Über die Hochgeschwindigkeitstrasse entlang der A3 ging es dann zum Riederwald. Eine Stunde vor Anpfiff war ich im Stadion und versuchte erstmal Mo und Carsten zu erreichen. Wie immer am Stadion konnte man sich den Versuch auch schenken, weil die Netze überlastet waren. Bei Bier und Sonnenschein lungerte ich vor dem Gästeblock rum, doch als ich die beiden zehn Minuten vor Anpfiff noch nicht gesehen hatte, musste Plan B her. Leider wurden die Blöcke im Waldstadion streng kontrolliert, sodass ich mich nich
Gästeblock in Frankfurt
t in den Gästeblock schmuggeln konnte. So blieb mir erstmal nur mein offizieller Platz im Eintracht-Block. Das Spiel begann und ich hatte schnell den Kaffee auf, weil um mich herum kaum ein Schwarzgelber zu sehen war. Aber es half ja nichts und ich konzentrierte mich auf das Spiel. Von Anfang an ging es rauf und runter und man konnte doch einen deutlichen Qualitätsunterschied zum Vortag feststellen. Nach keinen zehn Minuten machte Micki dann das 1:0 und im Gästeblock war gut was los. Lewandowski hätte wenig später nachlegen müssen, was nicht unerheblich zur Beruhigung der Nerven beigetragen hätte. So war es aber nichts mit Entspannung und die Eintracht kam durch katastrophale Aussetzer unserer Defensive zu einigen richtig dicken Chancen. Besonders Kollege Hummels tat sich diesbezüglich negativ hervor. Beim Ausgleich hat er dann auch sauber das Abseits aufgehoben, weshalb Klopp zur Pause zurecht Sokratis brachte. In der Halbzeit tigerte ich wieder zum Gästeblock, um vielleicht doch noch Mo und Carsten zu treffen. Das einzige, was ich aber fand, war ein wenig überlaufener Bierstand. Auf den Eintracht-Block hatte ich aber keinerlei Lust mehr und so griff ich arglistig in die Schauspielkiste: Ich lief auf einen Block im Gästebereich zu und tat so, als hätte ich meine Gästekarte verloren. Der Ordner kaufte es mir ab und ließ mich durch. Nur war der Block sehr klein. Er war nämlich genau der schmale Ring zwischen Ober- und Unterrang, der im Rest des Stadions die Logen bildet. Nur zwei Reihen Sitzplätze trugen jetzt nicht gerade dazu bei, in der Menge unterzutauchen und so stand ich dann die kompletten 45min neben besagtem Ordner. Das Spiel hatte nicht mehr ganz das Tempo wie zuvor, war aber weiter gut. Nach einer knappen Stunde fasste sich unser Armenier dann mal ein richtiges Herz und bat zum Tanz. Im Anschluss an die formvollendete Pirouette nahm er Maß und schweißte die Murmel mit einem satten Linksschuss in die Maschen. Im Gästeblock steppte im Anschluss mächtig der Bär. Trotzdem war die Eintracht weiter stets gefährlich und entsprechend froh war man beim Abpfiff. Meine S-Bahn zum Flughafenbahnhof sollte um 20:00 Uhr fahren. Aus Erfahrung wusste ich, dass der Gästeausgang in Richtung S-Bahnhof nach Schlusspfiff abgesperrt wird und man nur über Umwege zur Bahn kommt. Deshalb zog ich unmittelbar nach Schlusspfiff los. Ich kam erstaunlich gut durch und erwischte eine zeitige Bahn, weshalb ich am Flughafen sogar noch einen ICE früher erwischen konnte. Der Abend klang dann bei einer lustigen Runde im Bord-Bistro mit kölschen VfB-Fans aus, die beim Spiel gegen Hopp waren. Zwischenbruch bimmelte Mo noch durch. Er und Carsten waren erst kurz vor Anpfiff im Stadion, weil sie ewig in einem Stau vor Frankfurt gestanden hatten. Da ist die Fahrt von Köln mit dem ICE echt super und ich war exakt zwei Stunden nach Abpfiff wieder auf dem Sofa.

Fazit: Ein richtig schönes Fußballwochenende mit zwei tollen Spielen. An der Castroper bin ich diese Saison wohl nicht das letzte Mal gewesen...

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Schwarzgelbe Grüße von
: Basse