Dienstag, 25. Februar 2014

Billetter: 50 Kronen - Carlsberg: 45 Kronen

Willkommen in Dänemark, genauer in Esbjerg Hafenstadt an der Westküste. 19. Spieltag in der Superligaen, der 1. Dänischen Fussballliga. Esbjerg fB empfing den FC Nordsjaelland. Während unseres Familienurlaubes und nachdem uns die deutsche Bundesliga in den letzten Wochen doch etwas nervte, entschlossen Sarah und ich uns den Dänischen Fussball mal genauer anzuschauen.

Gegen 16.30 h machten wir uns also aus dem 90 km entfernten Söndervig auf den Weg in die Hafenstadt. Die Hinreise erwies sich als entspannt, da fast kein Verkehr vorhanden war. Nun ja, unsere Erwartungen an das Spiel ließen sich einfach darstellen, ein schmuckes Stadion und ein umkämpftes Spiel. Als wir dann nach einer Stunde Fahrt Esbjerg erreichten, fanden wir schnell einen Parkplatz im umliegenden Wohngebiet. Die Flutlichtmasten waren in Sichtweite. Also auf zur Blue Water Arena, welche 18.000 Plätze bietet und 2008 umgebaut und renoviert wurde.
Da wir noch keine Billetter (Tickets) besaßen ging es direkt zum Tickethäuschen, wo wir sehr nett empfangen wurden. Wir entschlossen uns für den Stehplatz Bereich der Home Supporters, was sich als richtige Entscheidung erwies, denn Gäste aus Nordsjaelland waren nicht aufzufinden. Der Gästebereich blieb also leer. Insgesamt war die Partie mit 5129 Zuschauern etwas spärlich besucht, was aber wohl in Dänemark nichts Neues ist. Die Tickets kosteten jeweils 50 DK also ca. 8 Euro, ein Schnäppchen.
Dann ging es erst mal in den Fanshop vom EfB, dort gab es den üblichen Kram zu kaufen, also nix besonderes. Schließlich gingen wir dann eine halbe Stunde vor Spiel beginn ins Stadion und versorgten uns mit Nahrung. Bemerkenswert das 0,4 Pils kostete fast so viel (45 DK, ca. 7,5 Euro wie unsere Tickets. Nachdem wir uns ein bisschen umschauten und das Stadion etwas erkundeten, fanden wir uns in unserem Block ein, auf die Sicherheitskontrolle wurde verzichtet. Also dann, 19 h Anpfiff. Die Mannschaft stimmte sich vor dem Spiel mit dem Fanblock mit einem Anfeuerungsritual, was doch durch aus seine Wirkung zeigte ein, denn die Stimmung bei den Supportern war über 90 Minuten gut, auch wenn es nur eine Gruppe von ca. 150 war. Das Spiel begann eher ruhig und beide Mannschaften spielten Abwartend, was wohl an der Ausgangssituation lag. Esbjerg ist aktuell in der Euro League im 16-tel Finale hat es aber schwer gegen den AC Florenz. In der Heimischen Liga befinden sie sich im Abstiegskampf und sind vorletzter (Platz 11). Der Gegner FC Nordsjaelland wirkte letzte Saison noch in der Champions League mit, flog aber in der Gruppenphase  raus und platziert sich aktuell im Mittelfeld der Superligaen. Nach ca. 30 Minuten nahm das Spiel aber Tempo an und Esbjerg bestimmte fortan das Geschehen, die ersten Chancen wurden noch etwas kläglich vergeben, schließlich hatte der FCN auch seine erste 100 %ige aber diese wurde sehr fahrlässig ausgelassen. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit dann doch noch der verdiente 1:0 Führungstreffer.
In der Pause gab es dann einen Auftritt der örtlichen Cheerleader Gruppe, was aber so wirklich niemanden interessiert hat. Viel Bemerkenswerter war, dass ein Spieler vom Efb direkt nach dem Halbzeitpfiff vor eine TV Kamera gestellt wurde um ein Interview zu geben. Soweit ist es schon gekommen…traurig.
Halbzeit 2,am Spielverlauf hatte sich nichts geändert Esbjerg weiter bestimmend. Folglich das 2:0 nach einem etwas fraglichen Foulelfmeter. Danach plätscherte das Spiel etwas dahin was der Stimmung aber nicht schadete, die ersten fingen an sich obenrum frei zumachen um Ihrer Freude freien Lauf zu lassen. Darauf folgte dann der Dänische Fankontest. Es wurde aufgefordert so laut wie möglich zu sein um den Titel der besten Fans in Dänemark zu erlangen, 105 DB naja ob das reicht....Am Ende musste dann aber doch nochmal gezittert werden, denn in der 83. Minute der Anschlusstreffer aus dem nichts, nur noch 2:1. Nordsjaelland versuchte nochmal was aber ohne Durchschlagskraft im Angriff, also Abpfiff 2:1 Sieg für den EfB, ein wichtiger Sieg. Die Mannschaft ließ sich von seinen Fans feiern mit dem oben genannten Ritual, die Faust wird in die Luft gestreckt, darauf folgt ein Ohhhhh, Hey, Hey.
Dann ging es ab zum Auto. Also ein durchaus gelungener Abend der unsere Erwartungen voll erfüllte. Wären die Farben vom EfB nicht die Blau, weißen könnte man diesen Club doch glatt gern haben.
Fazit ein Besuch wird sich lohnen und dem Dänischen Fussball kann man durchaus Aufmerksamkeit schenken, denn technisch war der Fussball auf einem ordentlichen Niveau.

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Schwarzgelbe Grüße von
:Chrissy & Sarah

Ein Tag im Fuchsbau - Leicester City vs. Ipswich Town (3:0)

Da das Fußballleben nicht immer nur aus Borussia Dortmund bestehen muss, empfiehlt es sich von Zeit zu Zeit, mal das ein oder andere Spiel im Ausland zu besuchen. Da trifft es sich natürlich ganz gut, wenn man einen englischen Arbeitskollegen hat, der sich zu einem sehr guten Freund entwickelt hat. Nachdem Daniel schon zwei Mal beim Schützenfest im heimatlichen Sauerland aufgewartet ist, stand nun endlich mal der Gegenbesuch bei seinen Eltern im mittelenglischen Hinckley bei Leicester an. Alles andere wäre auch irgendwann unhöflich gewesen, so oft wie ich von Gail und Rob bei ihren Besuchen in Köln schon eingeladen wurde. Los ging es Freitagabend von Köln aus nach Stanstead. Rob erwartete uns bereits am Flughafen und chauffierte Daniel, Manuel (ein weiterer Arbeitskollege) und mich in die Midlands. Früh zeigte sich, wie abgebrüht der gemeine Engländer ist. Eine Raucherpause wurde in einer Nothaltebucht verbracht. Damit die Polizei uns nicht auf die Schliche kam, schaltete Rob kurzerhand den Warnblinker an und öffnete zur Zierde noch den Kofferraum. Um kurz vor elf Ortszeit empfing uns Gail schon mit frisch zubereitetem Spanish Chicken aus dem Ofen. Dazu gab es leckeren Cider aus allem, was nicht niet- und nagelfest war - Dosen, Flaschen, Gläsern; erhitzt, gekühlt - die ganze Bandbreite. Um 02:00 Uhr war der Akku dann aber leer (und die Birne voll) und es ging in die Falle. Der Samstag sollte der Höhepunkt der Tour werden, stand doch der Besuch im Fuchsbau an. Rob hatte Karten für das Spiel Leicester City (The Foxes) gegen Ipswich Town organisiert. Und wir sollten nicht allein sein, aber dazu später mehr. Zunächst zeigte sich Gail einmal mehr von ihrer Schokoladenseite und kredenzte den Herren (und natürlich sich) zur Stärkung ein Full English Breakfast wie aus dem Lehrbuch. Baked Beans, Pilze, Würstchen, gebackene Tomaten, Spiegelei, normaler Toast und sogar frittierter Toast grüßten vom Teller und als guter Gast isst man natürlich artig alles auf.
Full English Breakfast
Kein Wunder, dass danach auch die Sonne schien. Derart gestärkt fühlte man sich bereit für die Dinge, die bereits am Horizont ihre Schatten voraus warfen. Trikots wurden über geworfen (aufgrund der indiskutablen Vereinsfarben war ich nur mit Mühe dazu zu bewegen, mich in einen solchen Stoff zu hüllen) und man wartete auf das Taxi, dass uns zum Bahnhof bringen sollte. Wie das so ist, kam und kam es nicht. Kurz vor Ultimo und nach mehreren nervösen Telefonaten bog der Bulli doch noch um die Ecke und der Fahrer fuhr einen scharfen Zahn, damit wir den Zug nach Leicester noch bekommen. Aber es passte und die übrige Reisegruppe erwartete uns fünf schon am Bahnhof. Nicht weniger als 30 Herren in Robs Alter stand für uns Spalier. Dazu noch über ein Dutzend ihrer Frauen, die den Tag neben Shopping vor allem auch in der wohl recht berüchtigten „Champagne Bar" verbringen wollten. In fröhlicher Runde ging es also auf die 20minütige Zugfahrt nach Leicester. Kaum im Zug, wurden, wie es sich für den Briten gehört, die ersten Wetten platziert. Für einen Pfund konnte man aus einem tiefen Umschlag ein Zettelchen ziehen, auf dem eine Spielminute stand. Gewinner war derjenige, der die Minute zog, in der das erste Tor fallen würde. The winner takes it all. Ich hatte die 88. In Leicester angekommen, startete umgehend das Vorprogramm: Pub-Hopping - und zwar in einer
Stiernacken im Pub
ansprechend zünftigen Form. Im Viertelstunden-Takt wurde der Pub gewechselt und ein neuer Pint im einarmigen Reißen gestemmt. Dabei zeigte sich, dass Robs Freundeskreis nicht nur ausgesprochen humorvoll und nett, sondern auch entsprechend trinkfest war. Alles andere wäre aber auch überraschend gewesen, konnten doch 50% der Herren einen ausgewiesenen Stiernacken präsentieren. Würde mich nicht wundern, wenn die in Pamplona schon mal Touristen durch die Gassen gejagt haben. Mit jeden Pub kam das Stadion näher und trotzdem schafften wir es nicht pünktlich zum Anstoß. Das King Power Stadium ist vor nicht allzu langer Zeit gebaut worden. Leider konnte ich deswegen nicht einen von den atmosphärischen alten englischen Grounds machen.
Außen Gladbach
Von außen gleicht das Stadion frappierend dem Gladbacher Nordpark. Innen scheint man sich ein Beispiel an der Castroper genommen zu haben, was von mir wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde. Dass ich mit meiner 88. Minute keinen Blumentopf gewinnen würde, war mir vorher schon klar. Die Foxes aus Leicester führen die Tabelle der Championship ungefährdet mit einem Vorsprung von acht Punkten an. Ipswich krebst im oberen Mittelfeld rum, mit Kontakt zu den Relegationsplätzen. Für Unwissende muss man vielleicht erklären, dass die zweite englische Liga nichts für Warmduscher ist. Satte 46 Saisonspiele sind zu absolvieren. Die ersten beiden steigen direkt auf; Platz drei bis sechs spielen in einer Aufstiegsrunde den dritten Aufsteiger aus. Das sind dann allein 51 Ligaspiele, Pokalspiele kommen freilich on top. Dem Zuschauer bot sich ein recht niveauarmer Kick, Leicester leicht überlegen, ohne aber zwingend vor das Tor zu kommen.
Innen Bochum
Nach rund 25min wurde es einem Ipswich-Verteidiger zu bunt und er spielte einen Rückpass schön in den Lauf eines Leicester-Stürmers, der locker den Keeper umkurvte und vollstreckte. Noch vor der Pause bat der nächste Verteidiger zum Dilettanten-Balett und Foxes-Stürmer David Nugent netzte unbedrängt zum 2:0 ein. Kurz vor der Pause hetzte ich dann die Tribüne herab, um stilecht den güldenen Halbzeit-Tee zu ordern, allerdings waren nicht wenige ebenso schlau wie ich. Auch in der Championship herrscht die Unsitte, dass man auf der Tribüne kein Bier trinken darf. Und so verpassten wir auch den Anstoß zur zweien Halbzeit, weil wir mit Bier unter der Tribüne standen. Der zweite Durchgang ist schnell erzählt. Bis kurz vor Toreschluss passierte wenig, ehe der eingewechselte Woods den 3:0-Endstand besorgte. Nach Abpfiff ging es in den Fanshop. Für mich stand das weiße 3rd Kit auf der Liste. Manuel machte aber den Schuss des Tages und kaufte sich für 35 Pfund einen herrlichen Onesuit. Ein Hammer-Outfit! Nun ging es in die dritte
Wirklich Bochum
Halbzeit und die feinen britischen Herren legten ein gewaltiges Tempo vor. Manuel wurde überzeugt, dass er doch bitte den Rest des Abends sein neues Outfit tragen möge. Fast in umgekehrter Reihenfolge ging das Pub-Hopping retour. Die Engländer waren sehr an den Gegebenheiten im deutschen Fußball interessiert und so erzählte ich mehrfach, wie teuer meine DK ist, dass wir auf der Tribüne rauchen und saufen dürfen, dass die Anreise zum Spiel inklu ist usw. Für Engländer eine Garten Eden. Irgendwann, die Frauen waren inzwischen „gut gelaunt" zu uns gestoßen, ging es sangeslustig im Zug zurück nach Hinckley, wo als nächster Programmpunkt doch tatsächlich ein Besuch im indischen Restaurant auf dem Plan stand! Wohl gemerkt: ALLE hatten ordentlich die Lampen an. Der Autor zog es dann auch vor, nach der Vorspeise ein kleines Powernapping auf dem Tisch zu machen. Ausgeruht ging es dann zum letzten Pub des Abends und im Anschluss nach Hause in die Casa de Toone. 
Mit Manuel und Daniel
Morgens viel mir dann als erstes auf, dass mich mein Handy mit der Aufforderung zur PUK-Eingabe begrüßte…Huiuiui, ich hatte den Battle of Britain wohl mit einigen Verlusten verloren. Bis zum Frühstück, dank Gail erneut Full English, ging es mir auch nicht gut und mein Kreislauf tanzte den Fox-Trott mit mir. Mittags chauffierten uns dann Daniels Eltern zum Airport Manchester und pünktlich zum Tatort war ich wieder zurück auf der Couch.

Das obligatorische Fazit: Eine klasse Tour, von A bis Z! Daniels Eltern und ihr Freundeskreis sorgten mit ihrer überragenden Gastfreundschaft für ein überaus kurzweiliges Wochenende. Eine Einladung für einen Gegenbesuch in der kommenden Saison im Westfalenstadion wurde dankend angenommen. Und im Gegensatz zu den Burschen aus dem Millers werden da einige auch sicherlich kommen. Schilling und Barrock dürfen schon mal die Lager auffülen. Ebenso werden mich die Foxes auch nicht das letzte Mal gesehen haben: kommende Saison wartet die Premiere League!


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Schwarzgelbe Grüße von
: Basse

Sonntag, 23. Februar 2014

Gastbeitrag: Zenit St. Peterserburg vs. Borussia Dortmund (2:4)

Ich lebe seit fast 7 Jahren in Moskau und habe mich sehr gefreut, meine Borussen endlich live in Russland sehen zu können, wenn auch nur in St.Petersburg. Mit nem Ticket für unseren Block habe ich mich am Spieltag auf die Reise gemacht.

Durch befreundete Petersburger Ultras wurden wir schon früh informiert, das es nicht ruhig bleiben wird in der Stadt und wir uns entsprechend verhalten sollten. Die BuLi ist sehr beliebt in Russland und die Fans wissen genau, was bei uns zu Hause so abgeht. Die rechte Gesinnung einiger (vieler?) Südtribünler oder auch Aktionen wie die beschämende Hamburger Schweigeminute ist den Anhängern hier bestens bekannt. Wer sich auch nur ein wenig mit der Geschichte Leningrads beschäftigt, kann sich denken, welches Echo so etwas im Vorfeld hervorruft. Umso mehr hat es mich erstaunt zu hören, das die Dortmunder allen Ernstes einen Marsch durch die Stadt planten und entsprechend einen Antrag bei der Stadtverwaltung eingereicht haben. Das konnte einfach nicht gut gehen. Bei aller heutiger Freundschaft: Niemals wird ein Russe einem Deutschen erlauben, durch einen seiner Städte zu marschieren. Wer wie ich viele Jahre hier lebt, weiss, wie sehr die Russen ihre Grossvater Generation für die Verteidigung ihrer Heimat gegen die Faschisten bis heute und darüber hinaus verehren. Diese Verehrung ist tief verankert und mit nichts zu vergleichen, ob wir das verstehen wollen oder auch nicht. Mit allen Mitteln hätten sie versucht, den Marsch aufzuhalten. Auch die Polizei hätte bestimmt nicht mit grosser Euphorie unsere Jungs beschützt. Somit war der Weg für all den Irrsinn am Spieltag geebnet. Auch wenn der Marsch nicht genehmigt wurde, die Petersburger waren angespitzt. 



Als wir im Zentrum ankamen und die ersten blutenden Nasen sahen, war uns klar, das die Dinge ihren Lauf nahmen. Mich überraschte die für russische Verhältnisse minimale Anzahl an Polizei und Omon (die bösen Jungs die unschuldige Pussy Riots prügeln) Kräften nahe des Borussen Treffpunkts und generell in der Stadt/am Stadion. Wer schon mal beim Moskauer Derby war, weiss, was ich meine. Artyom und Anton, zwei aktive Zenit Ultras, baten uns, sie zu begleiten. Sie brachten uns sicher zum Stadion. Sie haben sich klar distanziert von den Angriffen auf normale Fans, hatten aber auch wenig bis kein Verständnis für die provokanten Marschpläne.

Am Stadion angekommen, nahmen wir den normalen Eingang abseits aller BVB Shuttlebusse. Die Stimmung war sehr positiv, die Russen haben mit uns ordentlich Spass gehabt. Sie ahnten ja auch noch nicht, welches Desaster sie bald erleben werden. Nachdem wir die nervenden Kontrollen und die vielleicht nur für Russen zu verstehenden Absperrungen passiert haben, standen wir zeitig im Block. Nicht alle hatten das Glück, die ersten beiden Tore zu sehen. Die Stimmung war gut, ohne aktiven gegenerischen Fan Block aber auch nicht wirklich spannend. Der Spielverlauf liess die Gazprom Jünger nun nicht wirklich Freudentänze abhalten. Pfiffe gab es trotzdem keine, wird man in Russland auch nie erleben. Wir hatten unseren Spass, besonders nach dem Abpfiff. Das lange Warten auf das Öffnen der Tore versüssten wir uns mit Verarschen der Stadion Arbeiter. Vielleicht der lustigste Moment des Abends. Selbst die Polizisten mussten mitlachen. Bis gestern war mir nicht mal klar, das die lachen können. Wieder was dazugelernt. Nachdem wir den Block verliessen, bedankten sich die Herren im Kampfanzug und die Ordner mit Applaus an uns, wir taten das gleiche. Tolle Szene.

Ein usbekischer Taxifahrer, sichtlich angefressen vom Spielergebnis, brachte uns zum Bahnhof. Er konnte nicht fassen, das zwei BoRussen in seinem Wagen sassen. Er nahm es mit Humor, als wir ihm unsere Lieder vorsangen und er mit einstieg beim Refrain. Ein Serbe, ein Ossi und ein Usbeke singen in Leningrad Dortmunder Lieder aus dem offenen Lada Taxifenster, this is Russia! Am Bahnhof angekommen, tranken wir noch ein, zwei pervers schmeckende Grölsch Import (nur noch zu toppen mit Bochumer Fiege Plörre) mit einigen Zenit Fans, die uns einluden. Mit dem Nachtzug ging es zurück nach Moskau.

Es tut mir sehr leid, das die Dinge gestern für manche so schief liefen. Russland ist nicht Europa, sie haben ein ganz eigenes Selbstverständnis für Geschichte und Respekt. Das sie dazu noch hardcore abgehen können, wenn sie wollen, macht die Sache nicht einfacher. Aber es gibt auch die guten Jungs. Hilfsbereit, straight und offen. Sie sind klar und deutlich in der Mehrheit. So habe ich die Russen in meinen Jahren hier kennengelernt. Das ist der Grund, warum ich dieses Land liebe.

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Schwarzgelbe Grüße von: Miro

Freitag, 7. Februar 2014

Wahre Liebe vs. Echte Liebe 1-2

„Hamburger Straße, ein Gewühl
Schluckspechte suchen sich ihr Ziel
Stadion Gegengerade
Dafür ist keine Mark zu schade“
 
(Daily Terror)
Getreu der legendären Huldigung der alten Braunschweiger Kloppertruppe (Schluckspechte), machten wir uns (Schluckspechte), mit dem Fokus auf 3 sicheren Punkte, im freitäglichen Feierabendverkehr auf,  ins Zonenrandgebiet nach Braunschweig zur legendären Hamburger Straße zu reisen. Mo hatte sich als Fahrer geopfert, Holger, Marcel und Manuel opferten sich für die Dortmunder Brauereiwirtschaft.
Die ersten Begrüßungsgetränke gab es bereits vor der Dienststelle von Holger und Manuel in Dortmund. Den ersten Schnee gab es in Ostwestfalen(-Idioten). Also, den, der vom Himmel fällt und auf der Straße liegen beliebt. Die Fahrt verlief relativ angenehm. Pinkel- und Raucherpausen hielten sich die Waage und so erreichten wir Braunschweig doch schneller, als gedacht. Trotz nur 2.500 Gästekarten, konnte man bereits auf der A2 viele Gleichgesinnte begrüßen.
Pünktlich zur letzten grünen Patrone Brinkhoffs erreichten wir das Stadionumfeld. Geparkt wurde klassisch und oldschool im Wohnviertel in Stadionnähe. In Braunschweig, jetzt nicht gerade die Perle der Welt – zumindest nicht da, wo wir gestrandet waren – erwarteten uns sibirische Kälte, verschneite Gehwege und ne Menge gelber Leute, die unterwegs waren. Das war echt eine kniffelige Aufgabe an dem Abend, Freund und Feind zu unterscheiden. Ein leerer Rahmen Brause, das Alter und die Dunkelheit schärften nicht gerade die Sinne dafür.

Nach 500m Gehweg, das Stadion vor Augen, waren wir schon wieder dehydriert, so dass wir zielstrebig eine Tanke ansteuerten, um nachzuladen. Kurz vor dem Ziel wurden wir jedoch von den Staatsdienern in Grün angehalten. Scheiße, das wars, dachten wir. Nun geht’s auf direktem Weg zum Gästeeingang. Der Gästeeingang war im Vorfeld ungefähr wie der Todesstreifen beschrieben worden: wenn man einmal drauf ist, kommt man nicht mehr heile runter bzw. raus. Die Polizei erwies sich aber dieses Mal als äußerst freundlicher Helfer. Da man uns ansah, aus welcher schönen Ecke der Welt wir kamen und das wir hilflos Richtung Eintracht-Kurve steuerten, wies man uns freundlich den Weg. Und – das sollte an dieser Stelle lobend erwähnt werden – man wies uns den Weg in die Fankneipe der Braunschweiger, direkt vorm Stadion. Ich bin ja immer noch der Meinung, dass diese Hilfsbereitschaft an unseren eingefallenen Gesichtern und vertrockneten Lippen lag, ansonsten wären wir vermutlich direkt zum Gästeeingang eskortiert worden…
Nach kurzer Wegstrecke erreichten wir dann die Wahre Liebe, so der ansprechende Name der Pinte, direkt vorm Stadion. Im Laden waren wir durchaus willkommen. Das Publikum war durchwachsen. Schnell kam man ins Gespräch mit den Braunschweigern. Daily Terror, gute alte 70er/80er-Jahre, Hörnertee, unsere Erfolge usw. War wirklich angenehm. Die Freundschaft führte sogar so weit, dass Horst die Tage noch einen Anruf von einem aus der Kneipe bekommen hat… Gut, keiner weiß, was Horst da wieder für Pfandgeschäfte gemacht hat. Vielleicht hat der Typ auch einfach sein Kringe-Trikot an gehabt… Nach dem wir ein paar Wolters gestemmt hatten, entschlossen wir uns dann ca. eine Stunde vor Kick-off Richtung Checkpoint Auswärtsfans zu gehen, in froher Erwartung, nun bis Anpfiff in der Kälte zu versauern. Aber, auch hier ein dickes Lob an die Ordnungskräfte der Braunschweiger, das ging fix und freundlich über die Bühne!
Das Stadion an sich ist einfach etwas für Romantiker. Eine typische Schüssel, wie es sie in allen Größen und Variation in den 70ern gegeben hat, mit Laufbahn und früher sicher mit dem Attribut „hässlich“ oder „0815“ versehen. Heute jedoch absoluter Kult, wenn man sonst nur in betonierte Ponyhöfe, langweilig blinkende Schlauchboote oder löchrige Getränkehalle fahren darf.

Die Kurve – ja! endlich mal wieder traf dieser Name zu – war prall gefüllt. Der Veranstalter wusste wohl, dass man es mit durstigen Zeitgenossen aus dem Ruhrpott zu tun bekommen würde und da die ortsansässige Brauerei scheinbar Angst hatte, der Nachfrage Stand zu halten, schenkte man nur bleifreies Bier aus. Gut so, so konnte man klaren Kopfes das Spiel verfolgen… Der Support von beiden Seiten war gut.
 
Das Spiel hatte was von G-Jungend. Einer pöhlt die Kugel irgendwo hin und ein Mob von 20 Leuten stürzt sich auf den Ball. Spielkultur? Keine Ahnung. Ab und an blitzte unser Können mal auf. 

Verheißungsvoll anmutende Angriffe wurden dann aber fahrig zu Ende gespielt usw. Leider nichts Neues. Hummels Anwesenheit strahlte etwas Sicherheit aus, zumindest hatte man den Eindruck auf der Tribüne, aber sonst war es ziemlich mau. Ein schöner Angriff reichte zur Führung, danach wenig Konstruktives und Zwingendes. Dass die zwar wacker kämpfenden, aber äußerst bieder spielenden Braunschweiger dann doch ausgleichen durften, war eigentlich zu erwarten. Zum Glück durfte dann Spiderman noch mal ran. Anstatt den Sack danach zu zumachen, machten die Jungs es dann noch mal unnötig spannend. Ob man dann ausgerechnet noch mal den Pfosten zur Hilfe nehmen musste, weiß ich nicht… Egal, Ende, Aus, 3 Punkte, Welle, nach Hause.
Der Weg zum Auto führte dann wieder am Dunstkreis der Heimkurve her. Hier gabs dann doch die ein oder andere leichte Aufforderung zum Tanz. Naja. Nichts desto trotz verlief der Weg einigermaßen ruhig und wir kamen schnell wieder Richtung A2 und heim. Die Stimmung in der Karre war aber irgendwie gedämpft. Kälte, Spiel und keine Brause mehr, hinterließen Spuren. Irgendwann konnten wir auch wieder unseren Durst stillen und ließen, dann mit Fahrer Mo, den Abend auf Ü40-Party in der Kleingartenanlage ausklingen.
Fazit: schön Freitagabend im Winter ins Zonenrandgebiet, Schnee, Kälte, traditionelle Mannschaft und Stadion – was will man mehr. Ach ja, 3 Punkte mitgenommen ist auch nicht ganz unwichtig. In 28 Jahren können wir dann wieder nach Braunschweig fahren…  
Nur der BVB

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Schwarzgelbe Grüße von
: Holger, Mo, Manuel & Marcel