Mittwoch, 23. April 2014

„Fußball? Das wird hier nicht gespielt!“

 29.03.2014, Emperador Stadium, Manila, Philippinen: Global FC – Pasargad FC 7:0

Im März/April stand für mich der Jahresurlaub auf den Philippinen an. Im Vorfeld hab ich mir mit Mühe den Spielplan der ersten Liga rausgesucht. Dies war gar nicht so einfach, denn auf den Philippinen ist Basketball der Nationalsport, was man ob der durchschnittlichen Körpergröße des gemeinen Philippinos kaum glauben mag. Die komplette Liga spielt in einem Stadion, dem Emperador Stadion in Manila, einer neuen kleinen Bude mit Kunstrasen und Platz für maximal ca. 2.000 Menschen (oder 3.000 Philippinos). Gespielt wird fast an jedem Wochentag, immer zwei Spiele hintereinander. Schnell zeigte sich, dass für mich aufgrund unseres Reiseplans nur das Spiel des Tabellenführers Global FC gegen das Schlusslicht Pasargad FC in Betracht kam, am Tag unserer Anreise. Nach einer langwierigen Anreise ging es zuerst direkt vom Flughafen in Manila mit einem befreundeten deutschen Pärchen, das bereits seit einer Woche in Manila verweilte, und befreundeten Einheimischen zu den Pagsanjan Wasserfällen 150km südöstlich von Manila. Ich fühlte langsam vor, ob man es abends ins Stadion schaffen würde, erhielt aber aufgrund von zwei Faktoren einen Dämpfer: Zum einen musste R.C., unserer Fahrer (Fachausdruck „Mobitch“) dringend noch nach Hause, weil er abends in den Urlaub fliegen wollte, und zum anderen kannte keiner der drei Philippinos das Stadion...
Pausentee im Supermarkt
Das Glück war mir aber in Form eines handfesten Verkehrsstaus hold. Statt 1,5h brauchten wir 3,5h zurück nach Manila. R.C organisierte, dass seine Mutter sein Gepäck zum Flughafen bringen sollte und wir fuhren dann direkt zum Terminal. Abflug nach Nepal war 20:30, Ankunft Terminal: 19:55 (es hat für ihn gereicht). In der Zwischenzeit konnten wir dank Google Maps ermitteln, dass das Stadion unweit des Flughafens liegt. Anpfiff war 20:30 und wir schafften es tatsächlich kurz nach Anpfiff im Stadion zu sein.
Zusammen mit ca. 250 nicht gerade heißblütigen Fans sah man eine sehr einseitige Partie. Zur Pause hatte der Global FC dem bemitleidenswerten Schlusslicht bereits ein halbes Dutzend eingeschenkt. Für Begeisterung sorgte bei mir und Kumpel Moritz die sagenhafte Anzeigetafel. Diese orientierte sich am Tischtennis und so legte eine junge Dame, die bei ihrem Job die Dynamik eines Orlando Engelaar an den Tag legte, nach jedem Tor eine Folie mit einer neuen Zahl um. So einem Kult-Job musste man doch mit mehr Verve nachkommen!
Beim neuen Job...
Zur Pause suchten Moritz und ich nach einer Stärkung, allerdings gab es im ganzen Stadion keinen Verkaufsshop. Das Personal schaute bei Nachfrage etwas verwirrt, und erklärte uns, dass man sich sein Essen und Trinken doch einfach im Supermarkt um die Ecke holen solle. Bier sei allerdings nicht im Stadion erlaubt – na prima, Allüren wie inner Champagner Liga! So sattelten Moritz und ich im Supermarkt zwei beliebte Hiesige (Red Horse Beer) und kehrten mit einer Tüte Chips, Cola, Mangos und Eis auf der Faust zur zweiten Halbzeit ins Stadion zurück. Frisch gestärkt überzeugte ich direkt die Tante an der Anzeigentafel, dass ich freilich besser für ihren Job geeignet wäre. Leider klingelte es nur noch ein mal, aber ich hatte meinen Spaß.
Eine tolle und exotische Erfahrung. Unsere philippinischen Freunde fragten etwas verlegen, wie es gewesen wäre, weil es ja sicherlich ganz anders als in Europa wäre. Ich sagte nur: „Super! Genau das wollte ich sehen!“


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Schwarzgelbe Grüße von
: Basse