Dienstag, 27. Mai 2014

Wir feiern für Euch!


Am 16.05. ist es endlich soweit: Das lang ersehnte Pokalfinalwochenende steht auf dem Programm. Unser Fanclub ist mit über 20 Karten massig versorgt. Die ersten Schwarzgelbsüchtigen reisen bereits am frühen Freitagmorgen nach Berlin, der Großteil soll dann im Laufe des Tages folgen. Während Basse und Marcel am Nachmittag die BVB-Kneipen in Kreuzberg unsicher machen, suchen sich die übrigen Schwarzgelbsüchtigen rund um unser Hauptquartier in Mitte ein lauschiges Plätzchen. Durst leiden wird an diesem Abend niemand.  Allein 15 Leute von uns sind im Wombats eingebucht. Diese Bleibe hatten wir bereits 2008 und 2012 sowie bei einigen Auswärtsspielen bei der Hertha gebucht.
 
Flagge zeigen im Wombats

Holger und Eva sind an diesem Abend die letzten, die in Berlin eintreffen. Gegen 1 Uhr wird noch einmal durchgestartet und der Rest der Truppe (zumindest die, die es noch geschafft haben) wird im „8 Millimeter“ aufgegriffen. Bei urigem Punkrock und erhöhter Schlagzahl – einige von uns versuchen sich ihren Euro für den Finaltag sogar an der Toilette des Ladens zu verdienen – wird die Nacht kurz und sich schon mal auf den Finaltag eingestimmt. Zuletzt finden Horti, Steffi, Verena und Marcel den Weg aus dem ewigen Kaffee Burger zur ersten Nachtruhe. Bevor es soweit ist, bekundet noch der Türsteher des Burher seine Sympathien für Schwarzgelb und bittet um 5 Uhr morgens zum Fußball-Fachgespräch auf die Bank vorm Eingang. Schwarzgelb geht eben zu jeder Tages- und Nachtzeit. 

17.05., Cup-Final-Day! Die meisten schaffen es dann auch pünktlich zum Frühstück. Der Präsi hockt etwas mitgenommen im kurzen Türkisenen und oberkörperfrei auf dem Balkon seiner Suite und würfelt mit sich aus, ob er klar kommt oder nicht. Der Rest stimmt sich auf den Tag ein. Robi und Geburtstagskind Sebi werden an diesem Morgen noch erwartet, der Rest der Schwarzgelbsüchtigen. Während die blaue, dummschwätzende WDR-Legende Manfred B. in einem nahegelegenen Kaufhaus die einzig noch lebenden Warendorfer TT-Legende um ein Foto bittet, trudeln die beiden Westkirchener Legenden ein. Die erste Etappe steht auf dem Programm: eine Bootstour auf der Spree. Der Weg dahin wird mit ein paar Kaltgetränken und einem Rotkäppchen für Basse verkürzt.  Unterwegs begegnen uns die ersten – wenn auch einsamen und sehr vereinzelten – Klatschpappen, die auch prompt in guter alter Fulham-Manier auf den Verkaufsstand der Stimmungspapiere hingewiesen werden. Sollen wir etwa heute die wahre rote Hölle erleben? Emotionsvulkane bei den Feierbiestern? Wir wissen, dass der FC Buyern IMMER die besseren Fans haben wird, aber so recht glauben daran wollen wir noch nicht. Aber gut, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Wieder an Land nach der schwarzgelben Bootstour
Für die Bootstour sind satte 40 Leute angemeldet. Neben den Auswärtsveteranen um Akki, Gregor und Matthias auch noch ein paar andere Schwarzgelbsüchtige inklusive Anhang. Ein kurzer hopfiger Zwischenstopp am Treffpunk und ab aufs Boot. Die Dame am Bording nahm es dann auch nicht so genau mit der schwarzgelben Teilnehmerzahl, so dass unsere vorab gekauften Fahrscheine locker reichen. Für Mo und seine beiden Kumpels reicht es nicht. Da die Kollegen sich nicht so ganz einig sind, wo sie ihre Stange Wasser abstellen sollen, fährt die Meute winkend an ihnen vorbei…

Unter den ersten ungläubigen Blicken der Bedienung, als 40 Pils geordert werden, beginnt der Trip über die Spree. Die ersten Gesangseinlagen werden angestimmt und unter dem Jubel über die Führung der Freiburger im A-Jugend-Pokalfinale geht es weiter Richtung Kanzleramt. Am Ufer kauernde Rote werden freundlich gegrüßt, sie bekommen das Beste für den Abend und die weitere Zukunft mit auf den Weg. Nach einer kurzen Stunde ist die Tour wieder vorbei. Die Bedienung macht noch schnell Erinnerungsfotos, denn sie weiß: So etwas wird sie vermutlich so schnell nicht mehr erleben. Zumindest bis zum 30.05.2015 nicht. Am Ufer werden die Abtrünnigen begrüßt und weiter geht‘s auf die nächste Etappe Richtung S-Bahn. Ein kurzer Tank&Rast-Aufenthalt an einer Dönerbude und weiter mit der Bahn Richtung Gedächtniskirche. Als die erste (und einzige) Klatschpappe unterwegs die Bahn betritt, vermeldet der Lokführer: „Westkurve – AUSVERKAUFT“, unter dem Gelächter aller anwesenden Schwarzgelben...

Partystimmung an der Gedächtniskirche
An der Gedächtniskirche ist erwartungsgemäß die Hölle los. Die schönsten Farben der Welt, so weit das Auge reicht. Einige rote Punkte mit offener Kinnlade  schauen sich voller Ehrfurcht ebenfalls das Gebaren am Ort der ewigen schwarzgelben Liebe an. Schnell ist der erste Rahmen organisiert und die letzten Jungs und Mädels der Reisegruppe Schwarzgelbsucht stoßen zu uns. Der Nachmittag nimmt seinen feucht fröhlichen Lauf. Erwartungsvoll geht es gegen kurz vor 18 Uhr schließlich Richtung Bahnhof Zoo, um die S-Bahn Richtung Olympiastadion zu nehmen.

Der DFB hat leider nicht sein bestes Wochenende erwischt. Am Freitagmittag ist uns bereits aufgefallen, dass das blaue Gesindel um 11 Uhr ja auch das Finale um den A-Jugend-Pokal in Berlin spielen würde. Deshalb geht der Fußballbund davon aus, dass ein paar Blaue nach Berlin reisen, um ein wenig Erlebnistourismus zu betreiben. Folge: Am Abend im Stadion ist kein Alkohol im Ausschank. Die Logik ist schwer nachvollziehbar, aber so funktioniert der Laden in Frankfurt halt. Alkoholverbot im Stadion führt lediglich dazu, dass die Leute sich vorm Spiel ordentlich was reinstellen. Von daher sind solche Aktionen – wie auch bei jedem CL-Spiel – ziemlich sinnfrei. Aber gut, wir sind ja auch nicht wegen des Berliner Pils da, zumindest nicht nur… Die Bahnen sind zu unserer Überraschung auch schon kontrolliert: S-Bahn für die Klatschpappen, U-Bahn für uns, um uns dann alle gemeinsam über die Eventmeile vorm Stadion zu eben jenen zu geleiten. Nee, ist klar…

Am Stadion angekommen, laufen uns obligatorisch noch ein paar alte Bekannte aus dem Sauerland und Dortmund über den Weg. Man trifft sich halt immer wieder und überall in Schwarzgelb. Der Einlass verläuft reibungslos und schnell. Ebenso fix stehen wir im Block, als Nobby auch schon loslegt, das schwarzgelbe Vorprogramm zu moderieren. Die Masse ist schon gut auf Sendung, angepeitscht vom besten Stadionsprecher und Fan der Welt. Das Mikro muss er dann leider nach einiger Zeit an den roten Einpeitscher abgeben, den man aber auch getrost durch einen rotweißen Staubsauger ersetzen kann.

Die nächste Heldentat des DFB bringt dann den DFB-Pokal feierlich ins Stadion. Hatten die senilen Herren aus Frankfurt uns 2012 schon mit einer sich zum FCB bekennenden Ex-Biathletin beglückt,, ist diesma eine rotweiße Alpinistin an der Reihe. Auch egal, interessiert ja eigentlich auch nicht, wer uns da den Pott rein reicht…

Beeindruckende BVB-Choreo vorm Anpfiff
Nach einer ansprechenden Choreo dann endlich Kick-off. Das Spiel ist verhalten. Die Buyern haben die Dreierkette neu erfunden, was uns scheinbar erst mal überrascht. Das Spiel plätschert relativ vor sich hin. Aufkeimende Angriffe unterbindet der nächste Lichtblick des DFB an diesem Tage durch kleinliche Pfiffe, während taktische Fouls ebenfalls nur kleinlich geahndet werden. Die Linie des Florian M. ist früh erkennbar: es gibt keine.  Die Stimmung ist richtig gut, viel besser als noch im Jahr zuvor in Wembley.

Die zweite Halbzeit wird besser und Borussia mutiger. Dann die 64. Minute. Kopfball Hummels, Dante wie ein Seiltänzer, Manuela hebt den Arm (wie immer) – und alle schauen gebannt zum Schiri und Linienrichter und warten auf den Pfiff und die Geste Richtung Anstoßpunkt, um endlich in ekstatischen Jubel ausbrechen zu können. Sekunden später, die sich wie Minuten anfühlen, ist klar: Der Pfiff wird nicht kommen. Was???? Schnell erreichen uns die ersten Nachrichten von den TV-Zuschauern. „War drin“, „Klar drin“, „Beschiss“ usw. Da war er also wieder, der Buyerndusel. Dass die blaue Ratte kurz drauf Piszczek noch elfmeterreif foult, geht schon fast in der Schockstarre unter. Das Spiel neigt sich dem Ende. Verlängerung. Die Bauern zeigen erste Erschöpfungssymptome. Da muss was gehen! Die erste Hälfte der Verlängerung findet auch ohne nennenswerte Aktionen ihr Ende. Elfmeterschießen also, bis wir uns die Kugel dann doch selber reinlegen. Wieder Robben, dieser W….. Seit der Penner bei uns 2012 den Elfer verschossen hat, zahlt er es uns doppelt und dreifach zurück. Der Schock sitzt tief und die Befürchtungen, dass die Jungs auch geschockt sind, bewahrheiten sich leider. Die Buyern kopieren zudem noch fröhlich den FC Sevilla und liegen öfter am Boden, als das sie drauf stehen. Ende, Aus, Vorbei. Während sich die Buyern-Kundschaft aus Solidarität an unserer stillen Minute beteiligt, erhebt sich unsere Kurve danach und feiert die Jungs, während die Kundschaft aus Süddeutschland immer noch schweigt. Aha. Als die Klatschpappen den Pott unter einem unüberhörbaren Pfeifkonzert den unverdient überreicht bekommen, schreitet der DFB zu seiner letzten Heldentat an diesem Wochenende und übertönt unsere Beileidsbekundungen mit lauter Musik…

Es gibt nur eine Lösung: Auf geht’s Richtung Tränke. Im Stadion gibt’s immer noch nix zu trinken, so dass wir uns auf den Weg zur U-Bahn zurück in die Stadt machen. Unterwegs nur Schwarzgelbe, einige noch hadernd, andere schon die Mannschaft feiernd. Auch einige Klatschpappen kreuzen die Wege. Wie schon in Wembley gucken die Pappen, als wenn sie gerade abgestiegen wären. Emotionen? Nein danke, war nur eine lästige Dienstreise. Mann, mann. Schnell macht der alte Horti-Klassiker „Leise, die Buyern wollen feiern“ die Runde, bis unser Sebi einen raushaut: „Wir feiern für Euch!“ – und der ganze Bahnsteig stimmt mit ein. Unter Gelächter und Gepöbel werden die paar Klatschpappen auf den Bahnsteig eskortiert. In der Bahn steigt unsere Stimmung immer weiter, während man das Unwohlsein der roten Kundschaft deutlich merkt. Statt dagegen zu halten – schweigen. Selbst als man für die Buyern ein „Doublesieger, hey hey“ anstimmt, kommt nach der Aufforderung „…und jetzt die Buyern“:  nur Schweigen. Pokalsiege tun echt weh und sind lästig. Scheiße, schon wieder gewonnen.

Nach endlos langer Fahrt, aber einer Menge Spaß in der Bahn, erreichen wir unseren Kiez. Eva, Holger, Basse und Marcel steuern in gewohnter Manier das Kaffee Burger gleich um die Ecke an. Der Rest ist sich uneins, ob gefeiert werden soll oder nicht. Im Burger wartet man auf jeden Fall immer noch auf unseren Sebi, den wir voller Vorfreude beim ganzen Laden angekündigt haben…

Im Laden wird Basse dann gleich von einer Klatschpappe abgefangen. Holger jucken sofort die Finger, doch schnell entpuppt sich, dass Marcel und Basse die Pappe aus Arnsberger Schulzeiten kennen. Der Typ erfüllt auf jeden Fall kein bisher bekanntes Klischee der roten Kundschaft. Allesfahrer, sehr kritisch gegenüber der Fanstruktur der Roten und Stadionverbotler. Schnell kommt man ins Gespräch über Auswärtsfahrten, Stadion usw. und lässt Mirco  beim Astra Rotlicht ausknipsen mitmachen. Später dann die ersten Fotos (ein Foto mit deren Fanclub-Fahne können wir trotz erhöhtem Rotlichtpegel aber abwehren). Als der Rote um 4.09 Uhr kurz davor ist, die ersten Freundschaftsschals drucken zu lassen, müssen wir reden. Über 1999. Nach kurzer Huldigung von Ole Gunnar Solskjaer haben wir ihn wieder auf Trinkdistanz. Alles gut und schön zu sehen, wie tief dieser Stachel bei denen immer noch sitzt.

Sebi kommt wohl nicht mehr, so dass wir die Astras, die wir für ihn jede Runde mitbestellt haben, selber trinken müssen. Das Burger spielt noch Mr. Vain (weil Sebi nicht mehr kommt) und wir lassen den Abend beim Döner nebenan ausklingen und begrüßen die aufgehende Sonne (wenns nicht geregnet hätte). Ein unvergesslicher Abend. 

Abreisetag, 18.05.: Der Morgen fällt leicht, trotz später und kurzer Nachtruhe. Noch im Hostel gibt’s für Basse und Holger die letzten Brinkhoffs vom Freitag und wir starten Richtung Bahnhof. Die letzten Stunden Berlin verbringen wir in einer Pizzeria am Hauptbahnhof bei Carlsberg, Maracuja-Saft und Carlsberg. Und ja: Wir tragen immer noch schwarzgelb. Krass…!

Am frühen Nachmittag geht’s in die voll besetzte Bahn Richtung Heimat. Sebi und Robi haben einen anderen Zug gebucht. Erst in Hannover kommen die beiden wieder dazu. Insbesondere Sebi hat vom Vorabend noch einige persönliche Enttäuschungen wett zu machen und so erwarten wir von den beiden einen Sack Pils in Hannover. Den bringen sie auch mit und der letzte, sehr lustige Teil der Heimfahrt beginnt. Die Sektion Warendorf und Umland verabschieden wir in Gütersloh, die nächsten steigen in Dortmund aus, während Nicole und Marcel noch ein paar Meter vor sich haben.

Und das war‘s dann auch. Geile Truppe, geile Tour. Pokal brauchen wir nicht, um Spaß zu haben. Zur Not heißt es eben: „Wir feiern für Euch!“


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Schwarzgelbe Grüße von
: Holger, Basse & Marcel

Donnerstag, 15. Mai 2014

Auf St. Pauli brennt noch Licht

Männertour zum Hafengeburtstag auf die Reeperbahn – was will man mehr. Um Abstand von den Edelstahldiskos, der Erlebnisgastronomie und Astra Rotlicht zu finden, standen auch zwei Grounds auf dem Programm:

10.05.2014: Regionalliga Nord, Victoria Hamburg – Goslar 08, Stadion Hoheluft

Samstag, 13:00 Uhr. Nach 2 Astra zum Zähneputzen und einem zünftigen Frühstück in einer Pauli-Bar, mache ich mich auf den Weg nach Eimsbüttel. U-Bahn von der Reeperbahn bis Hoheluftbrücke und weiter mit dem Bus zum Stadion Hoheluft. Der Eintritt kommt mit 10,00 € für einen überdachten Sitzer im grünen Bereich. Gleich am Einlass erkundige ich mich nach dem Standing des HSV an dem Tag. Immer das gleiche an diesem Wochenende. Die sollen ruhig mal absteigen, heißt es. Ein ganz lustiger Zeitgenosse guckt auf meine Dortmund-Jacke und meint, dass ich doch auch nur wegen Krawall hier sei. Ja, ist klar, keine hundert Leute im Stadion und ich als Erlebnistourist auf der Suche…

Im Stadion gibt es zu meiner Verwunderung Warsteiner (mein Körper war eigentlich auf Astra sensibilisiert). Egal. 3,50 € für den Halben vom Fass ist ok. Die zusammen kopierte Stadionzeitung kostet 0,50 €. Freie Platzwahl. Hinter dem einen Tor macht sich ein supportender Mob der Heimmannschaft breit. Ca. 20 Mann, die aber dafür gut Alarm machen. Gästefans sind wohl auch da. Dabei handelt es sich aber wohl um Angehörige des Teams, die auf der lauschigen, überdachten Tribüne Platz genommen haben. Das Spiel ist grausam. Das Wetter auch. Zusammen gekauert, einen Halben an der Hand und Mucke auf den Ohren kauere ich auf meinem Platz und lasse dieses Spiel auf mich wirken. 0-0 zur Halbzeit, Torchancen Mangelware und auch keine Sicht auf Besserung in der Zweiten. In der 89. Minuten erlöst mich dann doch ein Golsarer und schießt zum 0-1 ein. Ende, Aus. Ab durch den Regen und zurück zur Reeperbahn, wo die Kumpels bestimmt schon steil gehen.

11.05.2014: Zweite Bundesliga, FC St. Pauli – Erzgebirge Aue, Millerntor
Sonntag. Nein, kein Astra zum Zähneputzen und auch kein Frühstück. Der Abend davor in einer Ska-Kneipe am Hafen versackend und viel Astra schluckend, nagt doch mehr an mir, als ich mir erträumt habe. Egal. Wir sind in Mitten der braun-weißen Welt. Überall wimmelt es von Kuttenträgern, Celtic-Fans, aber auch Leuten, denen man es ansieht, dass es mittlerweile hip ist, zu Pauli zu gehen. Ohnehin ist Pauli eine ganz große Kommerzveranstaltung. Riesen Fanshop auf der Reeperbahn. Trotzdem, man sieht auch das alte Klientel: Bunte Haare, Kutte, Joint auf dem Zahn oder das Modell Sonderschullehrer/Sozialpädagoge mit Pali. Egal, irgendwie sympathisch, irgendwie anderes als sonst vorm Spiel. Nach paar Astra zum Klarkommen geht ab zum Millerntor. Irgendwie hat das schon was. Aue-Fans sieht man auch einige. Aller friedlich und frei, aber nicht zu verstehen. Bereits am Freitagabend hatte ich ein paar von denen vollgequatscht, aber irgendwie entstand keine Konversation. Die waren zwar nett, aber halt nicht zu verstehen.

Das Stadion selber wirkt – wenn man das alte Millerntor noch kennt – hoch modern. Trotzdem hat man den alten Fanladen irgendwie erhalten, also dort, wo früher Baucontainer standen und Punk aus den Boxen dröhnte. Jetzt gibt es elektronische Drehkreuze, alles wirkt organisiert, aber Ordner und sonstige Servicekräfte sind sehr nett. Das Stadionmagazin kommt, zusammen kopiert, für 1,50 €. Das Astra vom Fass kostet 3,50 €, die Curry 2,50 €. Bezahlkarten gibt es nicht, Einlasskontrollen vor den Stehblöcken auch nicht. Wir stehen auf der Gegengerade (KEIN FUSSBALL DEN FASCHISTEN), es sind viele Kinder da und das Stadion mit ca. 27.00 Zuschauern fast voll. Das Publikum gemischt, aber klar alternativ.

Es ist der Tag der Verabschiedungen. Bartels wechselt nach Bremen, Boll – eine Ikone am Millerntor (und sinnigerweise Polizist) – hört auf. Entsprechend wird gefeiert und für ihn eine beeindruckende Choreografie gemacht. Vorm Spiel wird der Gast noch respektvoll, unter dem Applaus des ganzen Stadions empfangen. Und es wird das Lied der Auer gespielt. Respekt, kein Pfiff, kein gar nix, nur anerkennender Applaus, dass die Gäste für einen bedeutungslosen Kick in so großer Zahl erschienen sind. Und Aue liegt ja nicht gerade bei Eimsbüttel.

Das Spiel ist recht munter, der Support sehr gut und laut. Zur Halbzeit steht es 2-1. Das Tor von Aue verpasse ich, weil nachfüllen. Mehr interessiert, wer aufsteigt. Nachdem es 0-1 für Aalen, machen die ersten Scherze die Runde. Paderborn wolle gar nicht direkt aufsteigen, weil man noch die beiden Spiele gegen den HSV genießen wolle. Später, als Paderborn führt, schmiedet man Pläne für einen spontanen Trip nach Fürth. Irgendwie ist der Tenor aber, gut, dass es hier um nix mehr geht. In der Halbzeit dann auch endlich ein großes ACAB-Transparent der USP, was die ganzen Zeit am Zaun hängen bleibt.

Das Niveau in der Zweiten fällt allerdings ab. Ich hoffe, dass der Fette mit der 6 noch kommt. Zumindest läuft er sich warm. Aue netzt irgendwann dann doch noch ein.

Boll wird unter dem Jubel der Zuschauer und Mitspieler in der 75. Minute ausgewechselt. Die Auswechslung dauert gefühlte  5 Minuten. Ist aber auch egal. Das Spiel ist eh gelaufen, der Fette mit der 6 darf nur noch unter dem Applaus der Tribünen zurück zur Bank und Platz nehmen. Schade. 

Aus. 2-2. Wir hauen ab, während das Stadion noch bleibt und die Spieler feiert, gehen wir zurück zum Hafen zu den Jungs. Ganz großer Sport mal wieder. Auch wenn Pauli mittlerweile ganz großer Kommerz ist, muss ich sagen, dass das ein super Nachmittag war. Millerntor lohnt sich immer. Gute Leute, gute Stimmung – aber meckern tun die da wie überall, wenns mal nicht läuft…

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Schwarzgelbe Grüße von
: Holger